Iqro* ist 24 Jahre alt. Seit ihrem 16. Lebensjahr lebt sie in einem Flüchtlingslager in Somalia. „Wir flohen 2010 vor der Gewalt zwischen verschiedenen Stämmen. Hier im Camp fanden wir eine Zuflucht“, erzählt sie.

Mit 19 heiratete Iqro. Mittlerweile ist sie Mutter von vier Kindern im Alter von fünf, vier und drei Jahren. Ihr Jüngster ist 19 Monate alt. „Meine ersten drei Kinder bereiteten mir große Sorgen“, erinnert sie sich. „Sie waren ständig krank, hatten Durchfall, übergaben sich, husteten und aßen kaum etwas. Ich ging in die Apotheke, war im örtlichen Krankenhaus und sogar bei einem Medizinmann.” Was die junge Mutter damals noch nicht wusste: Alle waren akut unterernährt und ihr Zustand kritisch.

Iqro wird den Tag nie vergessen, an dem Cabdi* sie in ihrer Hütte besuchte. Cabdi gehört zu einem Team aus freiwilligen, von Medair geschulten Helfern. Sie besuchen Nachbarinnen, schwangere Frauen, junge Mütter und auch ganze Familien. Ihr Anliegen: Aufklären und gutes Gesundheits- und Hygieneverhalten fördern, um Krankheiten zu vermeiden. Aber auch, um sehen, ob Babys und Kleinkinder dringend medizinische Hilfe benötigen. Damals hatte Iqro bereits drei ihrer Kinder und war im dritten Monat schwanger.

Bei dem Hausbesuch sprach Cabdi mit der jungen Mutter über Gesundheit und Hygiene. Sie sah auch, dass eines der Kinder an Durchfall litt und zudem schlimme Brandwunden im Bauchbereich hatte. Iqro erzählte, dass sie am Morgen mit dem Kleinen beim örtlichen Medizinmann gewesen sei. Er wollte die Krankheit mit Feuer heilen.

Cabdi entschied richtig: Sie brachte Mutter und Kind sofort in eine von Medair unterstützte städtische Klinik. Fachmännisch und kostenlos wurden dort die Brandwunden behandelt und sie bekam Medikamente für ihr Kind. In einer Woche solle sie zur Nachuntersuchung kommen, riet die Krankenschwester. Zwei der Kinder wurden zudem in ein Stabilisierungszentrum von Medair eingewiesen.

Von diesem Tag an besuchte Cabdi die Familie täglich. Sie erklärte der schwangeren Iqro, wie wichtig es sei, Kinder in den ersten Monaten ausschließlich zu stillen. Irqo: „Sie zeigte mir in einem ihrer Bücher Bilder von gestillten und nicht gestillten Babys und ermutigte mich, ebenfalls zu stillen. Irqo versprach, dies zu tun, sobald das Kind geboren sei. Außerdem riet ihr die Helferin, regelmäßig vor der Entbindung in die Klinik zu kommen. Auch die Vorsorgeuntersuchungen seien kostenlos.

* Namen aus Sicherheitsgründen geändert

Guter Start ins Leben: Iqro brachte ihr jüngstes Kind in einer von Medair unterstützten Klinik zur Welt. © Medair

Iqro hielt Wort: Ihr viertes Kind kam gesund in einer von Medair unterstützten Klinik zur Welt. „Direkt nach der Geburt sagte mir eine Hebamme, ich solle mein Kind stillen“, erinnert sich Iqro. „Als Cabdi uns am nächsten Tag besuchte, konnte ich ihr glücklich sagen, dass ich meinem Baby nur Muttermilch gegeben hatte. Sechs Monate lang trank es nur an meiner Brust. Danach gab ich ihm zusätzlich Kamelmilch. Mittlerweile ist mein Junge 19 Monate alt und viel gesünder und stärker als seine drei Geschwister je waren. Durchfall hatte es noch kein einziges Mal!“

"Ich bin Cabdi sehr dankbar. Sie hat mir wirklich geholfen. Jetzt bin ich selbst Gesundheitsbotschafterin - und rate allen Müttern in meiner Nachbarschaft, ihre Babys auch lange zu stillen." Iqro, vierfache Mutter und Gesundheitsförderin von Medair

Medair arbeitet seit mehr als zehn Jahren in Somalia. Gemeinsam mit einheimischen Mitarbeitern werden zwölf Kliniken unterstützt. Wir richten Entbindungsstationen ein, die rund um die Uhr geöffnet haben. Zudem gehen die Helfer in entlegene Dörfer und helfen mit Gesundheits- & Ernährungsprojekten sowie WASH (Wasser, sanitäre Anlagen, Hygiene), die Lebensbedingungen zu verbessern.

Bitte unterstützen Sie mit einer Spende unsere Projekte in Krisen- und Konfliktregionen. Wir möchten weiterhin Menschen die Hilfe geben, die sie so dringend brauchen. Vielen Dank!

Internationale Partner von Medair in Somalia, u.a.:

US-Behörde für Internationale Entwicklung
Stiftung Glückskette
TEAR Australia
Welternährungsprogramm
Unicef
Ferster Stiftung (Schweiz)
sowie private Spender

Die Inhalte dieses Artikels stammen von Medair-Mitarbeitenden in den Einsatzgebieten sowie am internationalen Hauptsitz. Die in diesem Artikel geäusserten Meinungen entsprechen ausschliesslich den Ansichten von Medair und nicht zwingend auch dem offiziellen Standpunkt anderer Hilfsorganisationen.