Vergangene Woche sprach Medair-Arzt Dr. Olivier mit dem britischen Nachrichtensender BBC über den Mpox-Ausbruch und die von Medair implementierten Hilfsmaßnahmen.

Dr. Pierre Olivier Ngadjole, Medair-Gesundheitsberater in der DR Kongo, verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im Umgang mit Gesundheitsnotständen in diesem Land. Vergangene Woche sprach er mit dem britischen Nachrichtensender BBC über den MpoxAusbruch und die von Medair implementierten Hilfsmaßnahmen. Hier lesen sie die Transkription des Interviews.

Herr Dr. Olivier, wie gehen sie mit Verdachtsfällen um? 

Wenn unser Team Verdachtsfälle findet, nehmen wir eine Triage vor, um die schweren Fälle zu identifizieren. Wir haben ein Überweisungssystem implementiert, anhand dessen wir Mpox-Fälle aus den Vertriebenenlagern in das Munigi Referral Hospital transportieren, wo wir ein Behandlungszentrum eingerichtet haben. 

Wie hat sich dies auf die Arbeitsweise Ihres Teams ausgewirkt und wie wurde die Infektionsrate reduziert? Mussten sie ihr Verhalten ändern? 

Ja, es war wichtig, die Präventionsmassnahmen und Kontrollmechanismen zu verbessern. Wir müssen sehr streng sein, was die persönliche Schutzausrüstung angeht. Diese muss dem gesamten Personal in den Gesundheitseinrichtungen zur Verfügung stehen. Ausserdem muss das Personal strikte und sorgfältige Handwaschpraktiken anwenden. Unsere Gesundheitseinrichtungen sind mit vielen Patienten überfüllt, die täglich mit verschiedenen Krankheiten eingeliefert werden. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, unser Personal in der klinischen Definition von Mpox und in der Triage zu schulen, damit Mpox-Patienten identifiziert und isoliert werden können, sobald sie in der Gesundheitseinrichtung eintreffen. 

Wir wissen, dass Mpox in der Demokratischen Republik Kongo seit über einem Jahrzehnt endemisch ist. Was können Sie uns über den Grad der Immunität sagen und geben Sie Impfstoffe an Binnenvertriebene aus?  

Die Epidemie breitet sich in Gebieten aus, deren demografische und geografische Gegebenheiten mitunter sehr unterschiedlich sind. Die Reaktion muss nicht nur multisektoral sein, sondern auch an den jeweiligen Kontext angepasst werden. Impfstoffe sind im Land noch nicht verfügbar, aber wir haben erfahren, dass die WHO das Verfahren zur Aufnahme von Mpox-Impfstoffen in die Notfallliste (August 2024) eingeleitet hat. Bis zum Eintreffen der Impfstoffe ist es wichtig, andere wichtige Massnahmen zu implementieren, z. B. Laboranalysen durchzuführen, Menschen bei der Isolierung und Selbstisolierung zu unterstützen oder die Bevölkerung zu sensibilisieren. 

Ihr Personal ist nicht geimpft?  

“Nein.” 

Kommt die Botschaft bei den Menschen an? Verstehen sie, dass sie bereit sein müssen, die Symptome zu erkennen, ihr Verhalten zu ändern und medizinische Einrichtungen wie die Ihre aufzusuchen, um frühzeitig behandelt zu werden?  

“Ja, ich würde sagen, die Botschaft kommt an. Denn seit dem Beginn dieses Einsatzes in Goma haben wir etwa 266 Fälle in unseren Kliniken behandelt. Und bei all diesen Fällen hatten wir 0 Todesfälle. Das bedeutet, dass die Menschen früh zu uns kommen. Auch die Tatsache, dass wir gerade einen Ebola-Einsatz durchgeführt haben, macht die Menschen in der Gemeinschaft offener uns gegenüber. Wir sind in der Bevölkerung bekannt, weil wir nicht nur bei Mpox, sondern auch bei der medizinischen Grundversorgung helfen – die Menschen vertrauen Medair als Organisation.” – Dr. Pierre Olivier Ngadjole