Monatelang gab es keinen Strom mehr . Brunnen und Bohrlöcher, die einst Familien versorgten, lieferten kein Wasser mehr.

„Um Wasser zu bekommen, mussten wir entweder weite Strecken laufen oder uns auf Wasserlieferungen verlassen“, erinnert sich Nina* (Name aus Sicherheitsgründen geändert). „Als es wieder Strom gab, war das Wasser nicht mehr so sauber wie vorher. Es war ungeeignet zum Trinken oder Kochen.“

Wie viele andere Menschen in der Ostukraine standen auch Nina und ihre Nachbarn stundenlang Schlange. Sie schleppten schwere Kanister und mussten viel Geld bezahlen für Wasser aus Tanklastwagen, das nicht ausreichte, um den täglichen Bedarf zu decken.

In der gesamten Ukraine benötigen 2025 rund 8,5 Millionen Menschen Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. In der Oblast Charkiw ist mehr als jede fünfte Gemeinde auf Wasser aus Lastwagen angewiesen. Diese Lösung ist kostspielig und wenig nachhaltig.

Ein neues Bohrloch bringt Erleichterung 

Medair

 

Ein von Medair mit Mitteln der Europäischen Union und der Glückskette installierter Brunnen und eine Handpumpe haben heute den täglichen Zugang zu sauberem Trinkwasser wiederhergestellt. Die Wasserstelle versorgt Haushalte und das humanitäre Zentrum vor Ort. Von hier aus koordinieren Freiwillige Hilfsmaßnahmen, werden Lebensmittel an Familien ausgegeben und Informationen geteilt.

Mit der Versorgung des Zentrums mit Wasser, stärkt das Bohrloch gleichzeitig die Lebensader der Gemeinde. Kochen, Putzen und Verteilaktionen sind sicherer und regelmässiger. Auch Feuerwehrleute holen hier regelmässig Wasser, um Brände beispielsweise nach Angriffen zu löschen.

„Jetzt haben wir Wasser in der Nähe. Das ist sehr praktisch“, sagt Nina*. „Es ist beeindruckend, wie die Pumpe funktioniert und wie sauber das Wasser ist. Die Handpumpe hat unser Leben erleichtert. Wir sind nicht mehr vom Strom für Wasser abhängig.“

Krieg und Wasserknappheit 

Medair

 

Der Krieg hat die Wasser-, Abwasser- und Heizungssysteme zerstört; Brunnen und Rohrleitungen beschädigt, Kläranlagen wurden nicht mehr gewartet, und lange Stromausfälle legten ganze Netze lahm. In einigen Dörfern an der Front überleben Menschen mit weniger als 20 Litern pro Tag. Das liegt weit unter dem internationalen Durchschnitt. Für ältere Menschen, Menschen mit körperlichen Einschränkungen und von Frauen geführte Haushalte haben es besonders schwer, wenn kein Wasser in der Nähe ist.

Dieser Brunnen ist Teil eines umfassenderen, von der EU finanzierten Projekts in den Oblasten Charkiw, Sumy, Donezk und Saporischschja, im Rahmen dessen mehr als 10.000 Menschen in den Bereichen Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygiene sowie Heizung versorgt werden sollen. Die Teams von Medair bohren Bohrlöcher und stellen Handpumpen auf, die auch bei Stromausfällen funktionieren. Sie reparieren beschädigte Netze, bringen Hilfsmitteln an lokale Versorgungsstellen, führen, bis dauerhafte Lösungen gebaut werden, Wasserlieferungen durch, und verbessern Abwasser- und Heizsysteme, damit Familien den Winter überstehen können.

Wasser stellt die Würde wieder her 

Medair

 

Für Nina* geht es bei der Veränderung um mehr als nur um Wasser. Es geht um Würde, Sicherheit und die Chance, trotz der Zerstörung um sie herum ihren Alltag wieder zu bewältigen.

„Nachdem die Besatzung beendet war und die Menschen zurückkehrten, gab es nicht genug Wasser für alle“, sagt sie. „Auf Wasserlieferungen mussten wir lange warten. Jetzt haben wir täglich direkten Zugang. Wir sehen die Ergebnisse jeden Tag.“

Diese Arbeit ist dank der Europäischen Union, der und privaten Spenden möglich. Dank ihrer Finanzierung kann Medair schnell handeln, technisches Fachwissen dorthin bringen, wo es am dringendsten benötigt wird, und sicherstellen, dass die Gemeinden nicht allein gelassen werden. Gemeinsam mit ukrainischen Fachkräften und Dienstleistern reparieren unsere Teams Infrastruktur und schaffen lokale Kompetenzen, um die Systeme am Laufen zu halten.

Trotz der Herausforderungen wählt Nina* die Hoffnung. Sie arbeitet weiterhin als Freiwillige im humanitären Zentrum, steht ihren Nachbarn zur Seite und hilft ihnen, ihr tägliches Leben zu meistern.

„Ich bin allen Beteiligten sehr dankbar“, sagt sie. „Dank dieses Bohrlochs fühlen wir uns der Normalität ein Stück näher.“