Der Winter hat begonnen
Medair-Landesdirektorin Anne Chilvers über die aktuelle Situation im Libanon.
Der Konflikt im Nahen Osten hat eine neue Stufe erreicht. Während aus dem Libanon Hunderte Raketen auf Israel gefeuert werden, kamen alleine am 23. September bei israelischen Luftangriffen im gesamten Libanon mehr als 550 Menschen ums Leben, darunter 50 Kinder. Die Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah haben so viele Tote und Verletzte gefordert wie seit 18 Jahren nicht mehr. Die Form und das Ausmaß des gegenseitig zugefügten Leids sind immens.
Von den Luftschlägen betroffen ist auch das Bekaa-Tal, in dem Medair seit vielen Jahren gemeinsam mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR humanitäre Hilfe leistet.
Somit kann sich Medair um die dringenden Bedürfnisse der betroffenen Menschen in der Bekaa-Ebene und in Beirut kümmern und weitet nun die Hilfe aus, um noch mehr betroffene Familien zu erreichen.
„Am Montagabend, als die Angriffe nachließen, hat unser Team bereits Familien, die aus ihren Häusern geflohen sind, in vorbereiteten Übergangsunterkünften Schutz geboten. Unsere Kolleginnen und Kollegen führen Umfragen in Sammelunterkünften durch und versorgen die Haushalte danach mit den wichtigsten Hilfsgütern wie Matratzen und Decken“, sagt die Medair-Landesdirektorin Anna Chilvers.
Um die Masse an Geflüchteten zu versorgen prüft Medair in enger Kooperation mit anderen Hilfsorganisation und dem UNHCR fortwährend neue Möglichkeiten, die als Unterkünfte für vertriebene Familien dienen sollen. Unsere zehn Teams vor Ort haben zudem wichtige Hilfsgüter wie Matratzen und Decken an mehr als 30.000 Menschen verteilt. Annähernd 202 LKW mit Hilfsgütern sind bereits unterwegs gewesen, um weitere betroffene Familien zu versorgen (Stand 29.09.2024).
In Beirut unterstützt Medair 570 Haushalte, die aufgrund des Konflikts vertrieben wurden.
Gefährlicher Einsatz für die Medair-Teams
Auch unsere Mitarbeitenden und ihre Familien sind von der Situation stark betroffen, denn viele von ihnen leben im Bekaa-Tal. Trotz der gefährlichen Umstände arbeiten sie unermüdlich weiter, um den Menschen in Not zu helfen. Es ist eine schwere emotionale Belastung, das Leid ihrer Kinder und Kollegen sowie die immense Zerstörung ihrer Gemeinden mit ansehen zu müssen.
„Meine Familie und ich fühlen uns nirgendwo mehr sicher. Meine Kinder sind verängstigt, und ich weiß nicht, wie ich sie schützen soll. Am Montag wurden fünf Stunden lang ununterbrochen Luftangriffe auf das Bekaa-Tal geflogen, die das Gebiet mit dicken schwarzen Rauchwolken erfüllten. Ich versuche, meinen Kindern zuliebe ruhig zu bleiben, aber das ist unmöglich, vor allem, weil ständig Flugzeuge über uns zu hören sind“, berichtet einer unserer Mitarbeitenden, der in der Bekaa-Ebene lebt.
Die Eskalation des Konflikts erhöht nicht nur den Bedarf an humanitärer Hilfe und schränkt den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen ein, sondern unterbricht auch die Bereitstellung von Hilfsgütern für die Bedürftigen. Zu den dringendsten Aufgaben gehören deshalb die Bereitstellung von Unterkünften, medizinischer Versorgung und Sicherheit für diese gefährdeten Gruppen.
Es ist mit einem weiteren Zustrom aus dem Süden und Beirut zu rechnen. Viele verängstigte Familien aus den grenznahen Gebieten zu Israel fliehen und suchen Schutz in anderen Regionen des Landes. Unter den Flüchtenden befinden sich viele Frauen, Kinder und Flüchtlinge, die seit Monaten in Erwartung eines größeren Konflikts in Angst lebten, der nun zu einer schrecklichen Realität geworden ist. Die Familien sind bereits durch die zahlreichen bestehenden Krisen im Libanon schwer getroffen worden.
Das Land, das bereits 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge beherbergt, ist angesichts der anhaltenden sozioökonomischen Krise schlecht gerüstet, um die wachsende Zahl von Vertriebenen aufzunehmen. Schätzungsweise 80 Prozent der Libanesen leben in Armut, wobei 36 Prozent unter der Grenze zur extremen Armut liegen. 90 Prozent der syrischen Flüchtlinge im Libanon sind nicht in der Lage, ihre Grundbedürfnisse zu decken.
Seit vielen Jahren ist Medair im Libanon tätig, seit vergangenem Jahr auch mit Unterstützung des Auswärtigen Amts. So erhalten nicht nur Geflüchtete dringend benötigten Zugang zu Gesundheitsdiensten und psychologischer Betreuung, sondern auch bedürftige Einheimische.
Medair unterstützt aktiv zwei Gesundheitszentren in den betroffenen Gemeinden, um den vertriebenen Familien den Zugang zur medizinischen Grundversorgung zu ermöglichen. Wir wollen den Zugang zu medizinischer Versorgung (einschließlich Hebammenhilfe für Schwangere und Hilfe für Menschen mit nicht übertragbaren Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck) und psychosozialer Notfallhilfe sicherstellen.
Unsere Arbeit im Libanon wird von der Europäischen Union und dem Auswärtigen Amt unterstützt.
Medair-Landesdirektorin Anne Chilvers über die aktuelle Situation im Libanon.
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