Wirbelsturm Idai hinterließ Mitte März in Mosambik ein Bild der Verwüstung. Über weite Teile des südostafrikanischen Landes fegte er hinweg. Viele Menschen starben. Häuser und Infrastruktur wurden schwer beschädigt oder zerstört. Sintflutartige Überschwemmungen setzten ganze Ortschaften unter Wasser.

Menschen flohen auf Dächer und Bäume und harrten dort aus. Manche warten dort tagelang ohne Wasser, Nahrung oder ein Zeichen der Hilfe. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in Mosambik 1,85 Millionen Menschen von den Folgen des Sturmes betroffen. Für die kommenden Tage sind weitere Gewitter vorhergesagt. Ein größerer Ausbruch von Cholera wird befürchtet. die Lage bleibt extrem unsicher. Medair-Mitarbeiterin Paola Barioli ist vor Ort. Hier ihre ersten Eindrücke.

Wenige Tage nach der Katastrophe reiste ich zusammen mit dem Nothilfe-Team von Medair nach Mosambik. Als wir in der schwer verwüsteten Hafenstadt Beira ankamen, dämmerte es bereits. Am Flughafen war dennoch viel los. Mitarbeiter verschiedener Hilfsorganisationen trafen nacheinander ein. In einem extra eingerichteten Koordinationszentrum am Flughafen konnten wir die Nothilfeeinsätze genau planen. Kurz nach der Landung legten wir sofort los, knüpften Kontakte und teilten unser Wissen über Logistik, Kommunikation und den Bedarf vor Ort mit KollegInnen anderer Hilfsorganisationen.

Am folgenden Tag reisten wir in abgelegene Gebiete. Wir wollten dort das Ausmaß der Zerstörung mit eigenen Augen beurteilen und den dringendsten Hilfsbedarf ermitteln. Unser Fahrer hieß Lancaster. Er sprach kein Englisch; wir verständigten uns deshalb auf besondere Weise: Ich stellte meine Fragen auf Spanisch, er antwortete auf Portugiesisch. Im Katastrophenfall ist eine Extraportion Kreativität oft sehr gefragt.

Unsere Reise führte über die einzige Straße, die Beira mit dem Rest des Landes und der Hauptstadt Maputo verbindet. Während der Fahrt sahen wir viele beschädigte Häuser. Ihre Dächer waren oft vollständig abgedeckt. Je weiter wir fuhren, desto sichtbarer wurde die Zerstörung. Tagelang war die Hauptstraße aufgrund der Schäden gesperrt – damit aber auch die entlegenen Dörfer. Mittlerweile ist die Straße wieder befahrbar, allerdings oft nur einspurig.

Auf der Fahrt in den Bezirk Nhamatanda sagte unser Dolmetscher Adrian: „Wir alle sind von der Katastrophe betroffen. Der Markt war drei Tage lang geschlossen. Viele Produkte sind nicht mehr erhältlich und die Preise für Grundnahrungsmittel steigen kontinuierlich.“ Links und rechts der Straße sind immer noch große Pfützen zu sehen. Das Gebiet wurde nicht nur vom Zyklon verwüstet, sondern auch von den damit einhergehenden Überschwemmungen. Die meisten Lehmhütten in der Region sind komplett weggespült worden. Was noch steht, ist kaputt.

„Bis die Menschen hier wieder auf die Beine kommen, wird es eine ganze Weile dauern“, schätzt Adrian. „Die Katastrophe kam kurz vor der Erntesaison. Ganze Felder und die Ernten wurden einfach weggeschwemmt. Neues Saatgut haben wir hier nicht.“

Mosambik ist eines der ärmsten Länder der Welt. Einschätzungen der Vereinten Nationen zufolge wurden rund 500.000 Hektar Ackerland überschwemmt. Vieh wurde getötet oder weggespült. Die Existenz zahlreicher Familien ist bedroht. Die Ernährungslage in Zentralmosambik wird sich damit erheblich verschlechtern.

"Die Häuser der Menschen hielten dem Wirbelsturm nicht standhalten. Viele haben ihr Hab und Gut verloren. Dringend brauchen wir Abrigos und Comida, also Unterkünfte und Nahrung." Bezirksleiter von In Nhamatanda

Lamego, ein Dorf mit 29.000 Einwohnern, wurde besonders schlimm getroffen. Die Wasserstände stiegen so rapide, dass ganze Häuser komplett verschluckt wurden. Viele Menschen waren eingeschlossen. Trotz des Leides und des Verlustes werden wir im Ort von den Menschen immer wieder mit einem freundlichen „Bomdia“ (Guten Tag) begrüßt. Wir treffen einen jungen Mann, der ein Bein nachzieht. Er erzählt mir: „Es war schrecklich. Ein Verwandter ist im Sturm gestorben. Ein Teil des Hauses stürzte auf mich herab. Seither kann ich mein Bein nicht mehr richtig bewegen. Wir brauchen so dringend Hilfe!“

Zwei Schulen im Städtchen wurden so stark beschädigt, dass sie schließen mussten. Gott sei Dank! Einer der Brunnen in der Stadt blieb unversehrt. So hat zumindest ein Teil der Bewohner weiterhin mit Trinkwasser. Andere Stadtteile hatten nicht so viel Glück. Es ist wichtig, dass die beschädigten Brunnen umgehend repariert werden. Familien müssen auch umgehend mit Unterkünften, Trinkwasser und medizinischen Leistungen versorgt werden. Nur so können wir Krankheiten wie Cholera verhindert.

Der Weg des Wiederaufbaus ist lang. Und dennoch bin ich zuversichtlich: Wenn ich sehe, wie verschiedene Hilfsorganisationen ihre Kräfte bündeln und Betroffene dieser schrecklichen Katastrophe schnellstmöglich unterstützen, macht mir das Mut. Und ich bin glücklich, dass auch ich in den kommenden Monaten meinen Beitrag leisten kann. Die Überlebenden müssen wissen, dass sie nicht vergessen sind.

"Die Überlebenden müssen wissen, dass sie nicht vergessen sind." Paola Barioli

Bitte unterstützen Sie mit einer Spende unsere Projekte in Krisen- und Konfliktregionen – und speziell unsere Nothilfe in Mosambik. Wir möchten den Menschen die Hilfe geben, die sie so dringend brauchen. Vielen Dank!