Seit über einem Jahr breitet sich Ebola im Osten der Demokratischen Republik Kongo aus. Einer der gefährlichsten Krankheitserreger wütet ausgerechnet in einer konfliktreichen Region. Betroffene Orte sind schwer zugänglich. Medair schult daher einheimische Helfer. Sie klären in ihrer Nachbarschaft auf.

Denn viele Menschen sterben unbehandelt daheim in ihren Häusern. Dass sie mit Ebola infiziert waren, bleibt unerkannt. Verwandte waren damit dem Virus ungeschützt ausgesetzt. Am Ende ihrer Leiden sterben Infizierte an inneren Blutungen und Organversagen. Bei frühzeitiger Diagnose gibt es jedoch gute Behandlungsmöglichkeiten. Wie gut, dass Medair das Vertrauen der Bevölkerung genießt – auch in den betroffenen Provinzen Ituri und Nord-Kivu. Seit mehr als 20 Jahren helfen wir im Land. In 70 Gesundheitseinrichtungen arbeiten heute dank unseres Einsatzes geschulte Ärzte und Pfleger. Medikamente und Behandlungen sind kostenlos. Die Wasserversorgung wird regelmäßig gewartet.

Marie arbeitet im Eringeti-Gesundheitszentrum in Nord-Kivu. Ihre Aufgabe ist sehr wichtig. ©Medair/Nath Fauveau

 

Doch der Kampf gegen Ebola beginnt in den Köpfen der Menschen. Deshalb ist unsere Aufklärungsarbeit lebensrettend. Erst durch selbstbestimmtes Handeln besiegen die Menschen in den betroffenen Regionen ihre Angst. Schweißperlen glänzen auf Maries Stirn . „Es ist heiß unter dem Plastik“, lacht die 55-jährige Krankenschwester. „Aber es schützt mich und die Patienten vor Infektionen wie Ebola.“ Schutzanzug, Brille, Handschuhe: In dieser Montur steht Marie am Eingang zum Gesundheitszentrum in Eringeti. Die Klinik ist eine von 70 Einrichtungen, die Medair im Osten der Demokratischen Republik Kongo unterstützt. Es ist eine unsichere Region mit viel Gewalt, bewaffneten Konflikten, Vertreibungen. Humanitäre Hilfe ist dringend nötig. In der anhaltenden Ebola-Epidemie richtet Medair auch Quarantänestationen in Kliniken ein, schulen Personal in Hygienestandards und sanieren die Wasserversorgung.

Krankenschwester Marie misst mit einem kontaktlosen Fieberthermometer bei Patienten und Besuchern die Körpertemperatur. 350 bis 400 Personen passieren pro Tag die Anmeldung. Sie protokolliert jeden einzelnen und erinnert ans Händewaschen. „Ich will meiner Gemeinde helfen“, sagte sie. „Anders als viele meiner Nachbarn war ich noch nie direkt in Kontakt mit Ebola. Aber ich weiß: Ebola ist echt.”

Gerüchte, Falschmeldungen, Verschwörungstheorien bahnen den Viren einen Weg sich auszubreiten. Anfangs beteiligten sich die Gemeinschaften nicht angemessen an der Bekämpfung. Behandlungszentren wurden angegriffen. Viele dachten, Ebola sei wie Malaria oder Grippe. Unwissend gehen Kranke nur zu traditionellen Heilern oder in die Apotheke. Verwandte und Nachbarn sind bei Trauerzeremonien dem Virus ungeschützt ausgesetzt. „Sie wissen nicht, dass der Leichnam eines Ebola-Toten das Ansteckendste überhaupt ist“, sagt Sara Philips, Ebola-Koordinatorin von Medair im ZDF-Interview: „Die Menschen haben Angst, ins Behandlungszentrum zu gehen. Dieser Angst begegnen wir mit positiven Botschaften: Wenn du früh Hilfe suchst, kannst du leben.“

Der vierfache Familienvater Ngadjole fürchtete sich vor der Quarantäne-Station: „Niemand weiß, was da passiert.“ ©Medair/Nath Fauveau

„Ich glaube, es ist Ebola.“

Im Eringeti-Gesundheitszentrum steht Ngadjole vor Krankenschwester Marie. Der vierfache Familienvater stöhnt: „Ich blute aus der Nase, meine Gelenke schmerzen, mein Kopf hämmert. Ich glaube, es ist Ebola.“ Schnell wählt Marie die Nummer der Quarantäne-Station. Ngadjole gerät in Panik als die Helfer in Ganzkörper-Schutzanzügen auf ihn zukommen. „Ich hatte Angst. Keiner weiß, was hinter den weißen Planen passiert“, erzählt er später. Ngadjole läuft zurück zur Arbeit. Seine Kollegen ermutigen ihn: Geh zurück! Er reißt sich zusammen. Später steht er wieder vor Marie. Freundlich begleiten ihn Betreuer ins Isolationszelt. Später wird er im entfernten Ebola-Behandlungszentrum in Beni getestet. Negativ! Heute sagt Ngadjole: „Ich fürchtet mich nicht mehr. Die Leute kümmern sich wirklich gut um uns. Das erzähl ich jedem.“ Bei frühzeitiger Behandlung kann die Sterberate bei Ebola auf zehn Prozent sinken. Unverzichtbar im Einsatz gegen Epidemienist jedoch gesellschaftliches Engagement: Erst, wenn Gemeinschaften selbstbestimmt vorbeugen, lässt sich Ebola eindämmen.

Medair genießt Vertrauen in der Region. Daher bilden wir Einheimische zu Gesundheitsförderern aus. Sie sprechen die Sprache, kennen die Kultur und sind nahe am Herzen einer Gemeinschaft. Die Helfer besuchen Dörfer und Schulen, sitzen mit Dorfleitern und religiösen Führern zusammen, sprechen mit Frauen- und Jugendgruppen, Taxifahrern und traditionellen Heilern. Kanyere ist eine Gesundheitsförderin. Sie besucht Frauengruppen und klärt mit Alltagsszenen auf: „Ebola ist wie eine faulige Tomate. Lässt du sie im Korb, wird sie die anderen verderben!” Die Frauen beginnen zu verstehen: Wir selbst können etwas tun, damit Ebola nicht unsere Verwandten oder uns selbst tötet.

Sehen Sie im Video Eindrücke unserer Ebola-Arbeit vor Ort…

 

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Beispiele, was Sie mit Ihrer Spende erreichen können.

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sichern in der DR Kongo den Bau einer Ebola-Screening-Einheit durch fünf Bauhelfer.

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ermöglichen im Südsudan die Impfung von 200 Menschen gegen Cholera.

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sorgen für Infrarot-Thermometer für Ebola-Screenings in fünf Gesundheitszentren in betroffenen Regionen im Kongo. Jede Einrichtung versorgt etwa 10.000 Menschen.

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