Berichte Afghanistan
Einsatz im afghanischen Hinterland
Wie lassen sich inmitten der Pandemie die grundlegendsten Dienste aufrechterhalten? Mit dieser Frage setzt sich seit Wochen das Medair-Team in Afghanistan auseinander. Fast alle Geschäfte im Land sind geschlossen. Sowohl in Großstädten als auch auf kleineren Basaren. Es gelten Ausgangssperren. Die Straßen sind nahezu menschenleer, religiöse Versammlungen sind nur beschränkt möglich. Auch die Schulen öffnen ihre Türen nicht.
Hilfe an schwer zugängliche Orte bringen
Es war schon immer eine Herausforderung, in die abgelegenen Dörfer der zentralen Hochlandregion Afghanistans zu gelangen. Auch lange vor dieser weltweiten Krise. Manche Orte sind nur über schmale, tückische Schotterpisten zu erreichen, die sich entlang felsiger Abgründe winden. Oft sind die dort lebenden Menschen durch Lawinen. Erdrutsche und im Winter Schnee von der Außenwelt komplett abgeschnitten.
Ein Straßensperre soll unbefugte Besucher aus dem Dorf fernhalten.
An einem Morgen, nachdem eines unserer Teams stundenlang durch die Berge navigiert war, stand es unerwartet vor einem neuen Hindernis. Um potenzielle COVID-19-Träger fernzuhalten, hatten die Bewohner kurz vor dem Dorf eine provisorische Straßensperre errichtet. Unsere Mitarbeiter trafen sich mit den Gemeindevorstehern des Dorfes. Sie erläuterten ihnen, wie wir die Menschen vor COVID-19 schützen und berichteten, dass sich Medair im Dorf bereits für die Ärmsten und Bedürftigsten eingesetzt hatte. Daraufhin bekam das Team glücklicherweise rasch Zugang zum Dorf. Es ergaben sich viele Möglichkeiten zu helfen.
Im Hochland Afghanistans verteilt das Team Seife und klärt über Hygieneregeln auf. Abstandregeln lassen sich hier gut einhalten.
So konnten wir viele mangelernährte Schwangere und Kleinkinder behandeln, darunter auch ein 16 Monate altes Mädchen. Es litt unter starker Unterernährung. Das Mädchen und seine Mutter erhielten therapeutische Nahrungsmittel, Medikamente und Hygieneberatung.
Eine andere Mutter war auf der Suche nach Hilfe eine weite Strecke ins Dorf gelaufen. Probleme beim Stillen ihres zwölf Tage alten Babys beunruhigten sie sehr. Eine unserer Krankenpflegerinnen gab ihr Tipps, wie sie Probleme beim Stillen vermeiden konnte.
Schließlich unterrichtete ein von Medair geschulter freiwilliger Helfer, der auch in dem Dorf lebt, die Bewohner über die Risiken des Coronavirus. Er erinnerte die wartenden Mütter daran, wie sie sich die Hände richtig waschen sollten und gab andere Hygiene-Tipps.
Als sich das Team zur Abreise bereit machte, bat ein Gemeindevorsteher die Mitarbeiter, bald wieder in das Dorf zurückzukehren. Das Team dankte den Einwohnern für ihren freundlichen Empfang und wünschte ihnen Gesundheit und Zuversicht.
Das Arbeit ändert sich – der Auftrag bleibt der gleiche
COVID-19 wirkt sich auch in den entlegensten Gebieten Afghanistans auf das Leben der Menschen aus. Wir von Medair bemühen uns, die Art und Weise, wie wir in unseren Programmen arbeiten, laufend auf solche Entwicklungen zu reagieren und unsere Hilfen entsprechend zu verändern. Nichts aber ändert sich an unserem Auftrag und unserem Bedürfnis, besonders gefährdete Menschen zu unterstützen. Nach einem langen Tag macht sich das Team auf die stundenlange Fahrt zurück zur Basis – und natürlich möchte es gern in das Dorf zurückkehren.
Die Inhalte dieses Artikels stammen von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten sowie am internationalen Hauptsitz. Die Meinungen entsprechen ausschließlich den Ansichten von Medair und damit nicht unbedingt auch dem offiziellen Standpunkt anderer Hilfsorganisationen.