Medair unterstützt die syrische Bevölkerung durch die Verteilung von Hilfsmitteln für Menschen mit Behinderung und die Sanierung von beschädigten Wasserstellen.

Seit dem Ausbruch der Krise im Jahr 2011 hat Syrien eine Welle von Herausforderungen zu bewältigen, einschließlich Hyperinflation, Massenvertreibung und die zusätzliche Belastung durch die COVID-19-Pandemie. Infolgedessen ist das Stillen von Grundbedürfnissen für einen Großteil der Bevölkerung zu einem täglichen Kampf geworden. Hygieneartikel, medizinische Versorgung und sauberes Wasser sind teilweise schwer aufzutreiben oder für die Menschen unerschwinglich. Laut den jüngsten Analysen sind über 15 Millionen Menschen im Land auf humanitäre Hilfe angewiesen, um ihre Grundbedürfnisse zu decken.1

Die Situation wurde am 6. Februar dieses Jahres durch die verheerenden Erdbeben, die sich im Norden Syriens und der Südtürkei ereigneten, zusätzlich verschärft. Medair war es dank Unterstützung der Europäischen Kommission für humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz (ECHO) möglich, umgehend auf diese Notlage zu reagieren. Ziel unseres Einsatzes war es, rund 83.000 Menschen in ganz Syrien mit lebenswichtigen Maßnahmen zu erreichen, etwa durch die Verteilung von Grundgütern sowie durch die Bereitstellung von Diensten in den Bereichen Gesundheit, Wasser, Sanitär und Hygiene (WASH). Aufgrund des unermüdlichen Einsatzes des Medair-Teams, konnte das Projekt bereits bis verlängert werden.

Gesundheitswesen und Hilfsmittel

In Syrien leiden 28 % der Bevölkerung unter einer Form von Behinderung, was fast dem Doppelten des weltweiten Durchschnitts entspricht. Oft werden die Rechte der Betroffenen nicht gewahrt.2 Medair war es daher wichtig, sich besonders auf diese Bevölkerungsgruppe zu konzentrieren. An die am stärksten gefährdeten Menschen mit Behinderungen wurden Hilfsmittel verteilt, darunter Rollstühle mit therapeutischen Sitzkissen, Gehhilfen, Plastikstühle und Krücken. Diese Hilfsmittel tragen maßgeblich zur Verbesserung des Wohlbefindens von Menschen mit Behinderungen bei. Sie verbessern nicht nur deren Komfort, sondern verhindern in einigen Fällen auch eine Verschlechterung der körperlichen Verfassung und ermöglichen es den Personen, ein hohes Maß an Unabhängigkeit wiederzuerlangen.

Über einen Zeitraum von zwei Monaten führte das Gesundheitsteam von Medair in Abstimmung mit der Gesundheitsdirektion in Syrien Hausbesuche durch, um sich ein Bild von den Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen zu verschaffen. Mit einer klareren Vorstellung von ihren Bedürfnissen kehrte das Team später zurück, um die Hilfsmittel zu verteilen.

Die Auswirkungen dieser Unterstützung waren tiefgreifend. Nachdem sie die Hilfsmittel für ihre Tochter erhalten hatte, bedankte sich die Mutter der 35-jährigen zerebral gelähmten Nadra beim Medair-Team: „Ihr habt versprochen, wiederzukommen, und ihr habt euer Wort gehalten. Meine Tochter musste früher krabbeln, wenn sie in die Küche wollte, um ein Glas Wasser zu holen oder sich die Hände zu waschen. Danke, dass ihr ihr die Möglichkeit gegeben habt, zum ersten Mal die Welt außerhalb des Hauses zu erleben.“

Darüber hinaus führte das Gesundheitsteam in der Gemeinschaft Aufklärungsveranstaltungen zu verschiedenen Gesundheits- und Ernährungsthemen durch. Sie informierten unter anderem über die Vorteile des Stillens oder die entscheidende Bedeutung von Routineimpfungen für Kinder. Die Freiwilligen aus der Gemeinschaft besuchten 4341 Haushalte, wo sie die Gesundheitsbotschaften auf den individuellen Gesundheitszustand der einzelnen Familienmitglieder abstimmten.

Zugang zu sauberem Wasser

Aufgrund der Syrienkrise haben große Teile der Infrastruktur Schäden erlitten. Mitunter am stärksten betroffen sind Wasserstellen. In Regionen wie Der ez Zor und Hama ist der Zugang zu sicherem Trinkwasser für viele Familien nur noch einmal in der Woche möglich.

Das Medair-Team erkannte die Dringlichkeit und machte sich daran, drei stark beschädigte Wasserstationen zu sanieren, um den bedürftigen Gemeinschaften wieder Zugang zu sauberem Wasser zu verschaffen. Ergänzend dazu wurden Solarlösungen integriert, um angesichts der zunehmenden Stromausfälle eine nachhaltige Energiequelle zu schaffen. Heute haben dank dieser Maßnahmen fast 38.500 Menschen in diesen Regionen wieder täglichen Zugang zu sauberem Wasser.

Awad, ein 62-jähriger Mann aus Der ez Zor, sagte: „In der Vergangenheit mussten wir jeden Tag Wasser kaufen, und von Woche zu Woche wurde es teurer. Wir mussten einen Teil unseres Lebensmittelbudgets für den Kauf von Wasser aufwenden. Seit dem Tag, an dem die Station wieder in Betrieb genommen wurde, hat sich unser Leben verändert. Ich kann jetzt genug Lebensmittel für meine Kinder kaufen. Alle Bewohner hier wissen Ihre Arbeit und Unterstützung zu schätzen.“

Vielen Dank an unsere Teams für ihren unermüdlichen Einsatz. Durch sie haben wir in diesem Projekt große Erfolge verzeichnen können.

Die Maßnahmen in Syrien werden durch die Europäische Union unterstützt.