Berichte Jordanien
Hilfe für Mütter in Jordanien
Wie Medairs psychosoziale Betreuung Geflüchteten in Jordanien hilft, neue Hoffnung zu schöpfen.
„Ich wusste, dass ich Hilfe brauchte und dass mit meinen Gedanken etwas nicht stimmte, aber ich konnte mir nicht selbst helfen“, sagt Maha, 39-jährige Geflüchtete aus Syrien und Mutter von fünf Kindern. Seit dem Jahr 2013 findet die Familie in Jordanien Zuflucht vor dem Konflikt in Syrien.
Das Leben als Geflüchtete ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Mahas Ehemann, der früher auf dem Bau arbeitete, erlitt vor einigen Jahren einen Unfall, der eine alte Verletzung verschlimmerte und ihn arbeitsunfähig machte. Ohne Einkommen und ohne Unterstützung von außen kämpft die Familie ums Überleben. Zwei ihrer Söhne, beide noch minderjährig, haben die Schule verlassen, um die Familie zu unterstützen. Als Geflüchtete ohne Arbeitserlaubnis haben sie Schwierigkeiten, Arbeit zu finden, und sammeln nun Brot und Schrott, um es zu verkaufen. Die Familie hat Schulden von mehr als 700 jordanischen Dinar bei örtlichen Geschäften und Apotheken zu kämpfen; Mietrückstände nicht mit eingerechnet.
Die Belastungen wirkten sich stark auf Mahas psychische Gesundheit aus, insbesondere nach dem Tod ihrer Schwester. „Ich hatte all die Sorgen und Belastungen auf der einen Seite und den Tod meiner Schwester auf der anderen“, erinnert sie sich.
Maha hatte Panikattacken und litt unter Schlaflosigkeit und überwältigender Angst. Sie fürchtete um ihre Kinder und sich selbst. Obwohl sie wusste, dass sie Hilfe brauchte, hatte sie keine Ahnung, an wen sie sich wenden konnte. Durch Nachbarn und ehemalige Teilnehmer erfuhr sie von den psychosozialen Betreuungsangeboten von Medair und seinem lokalen Partners Afaq Al Riadeh.
Bei der ersten Sitzung hörte Maha einfach nur zu. Doch die sanfte Stimme der Moderatorin und die behutsame Vermittlung der Inhalte zeigten bereits Wirkung. „Das Erste, was mir in den Sitzungen auffiel, war die Stimme der Moderatorin – sie sprach direkt zu unseren Herzen. Ich war angespannt, und ihre Stimme hat mich beruhigt. Ich fühlte mich sicher und wohl“, sagt sie.
Die Sitzung über Trauer und Verlust war für Maha besonders bedeutsam. Sie erkannte, dass sie nicht allein war. „Ich dachte, ich wäre die Einzige, die geliebte Menschen verloren hat, aber es stellte sich heraus, dass alle Teilnehmer der Sitzung dasselbe fühlten. Ich habe gelernt, dass ich stark sein muss – für mich und meine Kinder. Ich darf nicht zulassen, dass die Depression überhand nimmt“, wiederholt die Syrerin das Mantra.
Für Maha bedeutete das, sich mehr zu öffnen. Sie entdeckte, dass das Ausdrücken ihrer Gefühle keine Schwäche, sondern ein Weg zur Heilung war. Auch ihre Familie bemerkte den Unterschied. „Ich begann wieder zu lachen und mich mit meiner Familie zu unterhalten. Ich spürte, dass ich Fortschritte machte. Und nach und nach kam ich zurück.“
Trotz der anhaltenden finanziellen Herausforderungen hatten die Sitzungen für Maha oberste Priorität. Sie wurden zu einem Rettungsanker, der auch ihre körperlichen Symptome linderte, während sich ihre geistige Gesundheit verbesserte. Sie schlief besser, dachte klarer und konnte die Momente der Freude mit ihrer Familie wieder genießen. „Der psychische Schmerz hat sich auf meinen Körper ausgewirkt. Ich sah mich ständig als krank an, war sehr negativ. Jetzt bin ich aktiver, konzentrierter und fühle mich wohler. Der Schlafmangel hat mich früher erschöpft“, berichtet die 39-Jährige.
Maha ermutigt nun andere Mütter, Unterstützung zu suchen. Sie weiß, wie wichtig es ist, Erfahrungen mit Betroffenen zu teilen. „Jede Frau braucht solche Sitzungen“, betont sie. „Dort lernt man, wie man sich anpasst, wie man mit seinen Gedanken umgeht und wie man selbst in den dunkelsten Zeiten neue Kraft schöpfen kann.“
In Zusammenarbeit mit Medair und mit Unterstützung des Auswärtigen Amts bietet Afaq Al Riadeh psychosoziale Unterstützung in Form von Peer-Selbsthilfegruppen für Erwachsene und Selbsthilfegruppen für Jugendliche und ihre Betreuer an. Die Sitzungen konzentrieren sich auf Stressmanagement, emotionale Regulierung, Kommunikation und Traumabewältigung.