Der technische Fortschritt der vergangenen Jahre verändert nachhaltig auch die Arbeitsweise von Hilfsorganisationen. Durch den Einsatz innovativer Technologien ist Medair heute in der Lage, schneller, effektiver und verantwortungsvoller auf Krisen zu reagieren und Menschen zu unterstützen.

Doch muss die Technologie auch die Tradition der Menschen vor Ort berücksichtigen und respektieren. Der Einsatz von Drohnentechnologie, Big-Data-Analyse und Technologien wie mobile Geldüberweisungen für Bargeldleistungen haben die Kommunikation, Bedarfsermittlung und Datenerfassung von Hilfsorganisationen verbessert –  insbesondere an schwer zugänglichen und unsicheren Orten.

Unser Team im Südsudan etwa erhebt seit einiger Zeit die Daten und den Hilfsbedarf von Betroffenen mit Tablets oder Smartphones. „Am herausfordernsten waren jeweils die Notfalleinsätze. Teams besuchten zum ersten Mal Ortschaften, wo es keinen Strom- oder Internetzugang gab“, erklärt Edwin Ogendi, Verantwortlicher für den Bereich Monitoring, Evaluation und Lernen (ME&L).

Medair beschäftigt südsudanesische Mitarbeitende als Interviewer für die Erhebung der Daten. Viele von ihnen mussten den Umgang mit Smartphones erst erlernen. „Ich hatte meine Zweifel, ob die Technologie akzeptiert werden würde“, berichtet Edwin Ogendi. „Die Interviewer waren aber von Anfang an begeistert von den neuen Möglichkeiten.“ Die lokalen Mitarbeitenden gaben sich große Mühe, den neuen Prozess zu verstehen und ihren Gemeinschaften die Funktionsweise der kleinen Geräte zu erklären.

Die Nutzung der Technologie hängt nach wie vor von der Qualität der Eins-zu-Eins-Kommunikation ab. Um beispielsweise den Zeitpunkt wichtiger Ereignisse im Südsudan zu beschreiben, stützt sich das ME&L-Team auf traditionelles Geschichtenerzählen. Die Bestimmung des Alters eines Kindes unter fünf Jahren erfolgt durch Feststellung der Jahreszeiten oder wichtiger Ereignisse. Edwin Ogendi: „Die meisten Eltern besitzen keine Geburtsurkunden ihrer Kinder. Deshalb erstellten wir einen Zeitstrahl mit den Geschehnissen der vergangenen 59 Monate. In dieser Zeit fanden zum Beispiel Erdnussernten, der Tod eines lokalen Anführers oder ein größerer Viehraub statt. Mit den Interviewern zusammenzuarbeiten, macht großen Spass. Erst müssen sich alle einig werden, wann bestimmte Dinge geschehen sind. Anschließend befragen wir dann Mütter im Kontext der aufgeführten Ereignisse nach dem Geburtszeitpunkt ihrer Kinder.“

Eine Interviewerin nutzt die Software Open Data Kit für Datenerhebungen in Aweil, Südsudan.

Schon nach Abschluss der ersten Umfrage waren die Vorzüge der Methode klar: Durch den Einsatz von Mobiltelefonen wurden pro Haushalt 15 Minuten Erhebungszeit eingespart. Auch das Gesamtergebnis konnten wir innerhalb von Minuten abrufen – zuvor hatte die manuelle Auswertung der Daten Wochen beansprucht. Zudem brauchten keine Dokumente mehr ausgedruckt, gelagert oder transportiert zu werden – eine enorme Kostenersparnis.

„Um die Menschen in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen, ist es wichtig, die Art und Weise zu verbessern, in der wir Feedback sammeln“, sagte Edwin Ogendi von Medair. „Hochwertige Daten helfen uns bei der Entscheidung, welche Art von Projekten wir durchführen möchten und welche Hilfsleistungen es braucht.“

 

Internationale Partner von Medair im Südsudan:

Private Spender und Unternehmen
UK aid(Britische Regierung)
United States Agency for International Development (USAID)
EU Civil Protection and Humanitarian Aid