Vor sieben Jahren verließen Fatima und ihre Familie Syrien. Seitdem harren sie in einem zugigen Zelt in einem inoffiziellen Lager im Bekaa-Tal im Libanon aus. Die Familie ist in dieser Zeit gewachsen. Fatima hat fünf Kinder zur Welt gebracht. Vor- und Nachsorge oder medizinische Untersuchungen hatte sie kaum.
Allein im Bekaa-Tal liegen rund 3600 informelle Siedlungen über das gesamte Gebiet verstreut. Familien an so vielen verschiedenen Standorten in einer derart großen Region mit humanitärer Hilfe zu versorgen, ist eine enorme logistische Herausforderung. Das Risiko, dass notleidende Menschen keinen Zugang zu lebensnotwendiger Unterstützung erhalten, kann leider nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Durch ein Hebammen-Projekt von Medair erhalten jetzt schwangere Frauen und junge Mütter Hilfe für Mutter und Kind. Wenn sie sich nicht in einer Klinik behandeln lassen können, bringen wir die dringend benötigten medizinischen Leistungen zu ihnen nach Hause.
Fatima ist dankbar für ihre Hilfe, wenngleich sie einen starken Glauben hat. „Ich bat Gott, sich meinem Baby anzunehmen – und das tat er“, erinnert sie sich. Zwar ist die nächste Klinik nur zehn Gehminuten entfernt, aber eine von Fatimas Töchtern leidet an einer schweren psychischen Erkrankung und Fatimas Mann arbeitet rund um die Uhr. „Es war immer sehr schwierig für mich, einen Arzt aufzusuchen“, erzählt sie. Obwohl der Weg zur Klinik nur so kurz war, kam er ihr jeweils wie eine halbe Weltreise vor.
Bei ihrer letzten Geburt verlief aber alles anders: Fatima konnte auf die Unterstützung der Medair-Hebamme Hanadi zählen. Heute, acht Tage nach der Entbindung, steht die erste nachgeburtliche Kontrolle an.
Hanadi ist Teil des groß angelegten Hebammen-Projekts von Medair im Bekaa-Tal. Gemeinsam mit zwei anderen Geburtshelferinnen besucht sie jeden Tag werdende und junge Mütter in Flüchtlingssiedlungen. Sie hält kostenlose Patientengespräche und -beratungen ab und überweist Frauen bei Bedarf in von Medair unterstützte Krankenhäuser.
Hanadi ist selbst schwanger. Ihr Mutterschaftsurlaub steht kurz bevor. Fatima begrüßt sie wie eine jahrelange Freundin. „Sieh an“, ruft sie ihr zu. „Bald hast du es auch geschafft!“ Hanadi nimmt Fatimas Neugeborenes in die Arme. „Hallo, du schöner kleiner Mond“, flüstert sie dem Baby zu. Danach kontrolliert sie seine Körpertemperatur und unterhält sich mit Fatima über Stillen und Ernährung. Sie gibt Fatima eine Packung mit Vitamintabletten und rät ihr, das nahegelegene Medair-Krankenhaus aufzusuchen. Nach der Untersuchung verabschieden sich die beiden Frauen. „Es war immer sehr schön, wenn du uns besucht hast“, sagt Fatima zu ihr. „Ich wünsche dir eine gute und sichere Geburt.“
Seit zwei Jahren arbeitet Hanadi für Medair: „Ich liebe meinen Job. Ich habe den Herzschlag hunderter Babys im Bauch ihrer Mütter abgehört – und sie nach der Geburt als gesunde Kinder in den Armen gehalten.“
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