Berichte
Libanon: Hoffnungsschimmer für Heimatlose
Seit über einem Jahr arbeite ich für das Medair-Team im Libanon. Als Verantwortlicher in der Kommunikation besuche ich auch Familien und höre mir deren Geschichten an. Jede Begegnung ist so wertvoll und führt mir immer wieder vor Augen, wie gut es mir geht.
Diese Menschen haben buchstäblich alles verloren! Können Sie sich vorstellen, was es bedeutet, sein Zuhause, sein Ackerland und sogar seine Freunde zurücklassen zu müssen? Dann findet man sich wieder in einem simplen Zelt und hat kaum genug, um zu überleben.
Dennoch sind diese Menschen oft erstaunlich stark, voller Anmut und Hoffnung. Ahmad ist eine solche Lichtgestalt. Ich lernte ihn an einem sonnigen Frühlingstag kennen. Zusammen mit einem Team, das die Menschen mit Unterkünften versorgt, besuchte ich das nördliche Bekaa-Tal.
Als wir ankamen, begrüssten Ahmad und seine Mutter Jihane uns herzlich. Sie strahlten übers ganze Gesicht: „Wie schön, euch wiederzusehen!“
Ahmad kochte Kaffee. Vor sechs Jahren war er mit seiner Familie aus Aleppo geflohen. „Ich hätte nie gedacht, dass in Syrien einmal so etwas geschehen würde“, sagte Ahmad. Es war immer ein so sicheres und wunderschönes Land. Jedes Mal, wenn ich daran denke, bricht es mir das Herz.“
Im Libanon unterstützt Medair Menschen mit besonderen Bedürfnissen in informellen Siedlungen oder baufälligen Gebäuden. Wir suchen individuelle Lösungen für den Wohnbereich, um den Alltag der Notleidenden erträglicher zu gestalten. Dabei konzentrieren wir uns auf Personen, die sich nicht selbst um eine angemessene Unterkunft kümmern können; zum Beispiel aufgrund von Geburtsgebrechen wie körperlichen Beeinträchtigungen und Sehbehinderungen oder nach Krankheiten, Infektionen, Verletzungen, ebenso aus altersbedingten Gründen.
Ahmad benötigt unsere Hilfe. Seine Eltern Jihane und Tarek sind alt, sein Bruder Omar ist einseitig gelähmt. Er läuft auf den Knien und kann seine Hände nur sehr eingeschränkt einsetzen. „In Syrien war das Gelände um unser Haus flach“, so Ahmad. „Hier ist die Umgebung hügelig und schroff. Für Omar war es bisher sehr anstrengend, nach draussen zu gehen, geschweige denn zur Latrine zu gelangen.“
Wir installierten ihm und seinen Eltern Rampen aus Beton und ein Geländer, um ihnen den Zugang zur Latrine zu erleichtern. Auch erhielten sie von uns eine bequeme Matratze sowie einen Toilettenstuhl.
„Ich träume davon, eines Tages in unsere Heimat zurückkehren zu können“, so Ahmad. Jeder Mensch braucht eine Heimat. Ihr helft uns, die Hoffnung zu bewahren. Dank euch ist unser Leben als Flüchtlinge um einiges erträglicher geworden. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie dankbar wir sind.“
Im Libanon versorgt Medair syrische Flüchtlinge wie Ahmad und seine Familie während der Krise mit Unterkünften, WASH und Gesundheitsleistungen. Ihre Spende macht unsere lebensrettende Arbeit erst möglich. Bitte unterstützen Sie uns noch heute.
Die Arbeit von Medair im Libanon wird ermöglicht durch die Stiftung Glückskette, das Amt für humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz der Europäischen Union, Global Affairs Canada, die Gebauer Stiftung (CH), das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge, das Büro zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen, EU-Madad sowie grosszügige private Spenderinnen und Spender.
Die Inhalte dieses Artikels stammen von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten sowie am internationalen Hauptsitz. Die geäusserten Meinungen entsprechen ausschliesslich jenen von Medair und damit nicht unbedingt dem offiziellen Standpunkt anderer Hilfsorganisationen.