Seit ihrer Flucht aus Syrien vor fünf Jahren lebt Nawal mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern in einem kleinen Zelt. Es steht auf gepachtetem Ackerland im Libanon. Wir lernten die Familie kennen, als unser WASH-Team bei ihnen eine Handwaschanlage und eine Latrine installierte. Nawal empfing uns sehr herzlich und signalisierte, wie dankbar sie für die lebenswichtige Unterstützung war.

„Wir mussten vor den Konflikten in Syrien fliehen“, erzählt sie. „Mein Mann kannte den Besitzer dieses Grundstücks, weil er vor langer Zeit mit ihm Geschäfte gemacht hatte. Als wir nach unserer Flucht hier ankamen, fragten wir ihn, ob wir unser Lager aufschlagen dürften. Seither sind fünf Jahre vergangen.

RS130363_IMG2-BethanyWilliams-WASHdistribution-new_latrines_woman

In Syrien hatten wir eigenes Ackerland. Heute leben wir auf einem fremden Grundstück. Medair gab uns Gutscheine für Wasser. Ein Lastwagen kommt nun vorbei und füllt regelmässig unsere Tanks auf. Ist das Bohrloch hier in Betrieb ist, holen wir dort Wasser. Aber das geht nur, wenn die Felder gerade bewässert werden. Zu dieser Jahreszeit ist es nicht nötig und wir sind vollständig auf die externe Wasserversorgung angewiesen. Diese Latrine haben wir übrigens selbst gebaut.“

„So sah die Latrine vorher aus“, sagt Charbel, Nothilfe-Mitarbeiterin von Medair, und deutet auf einen alten Holzrahmen.

"Den Rahmen über der offenen Grube deckten sie jeweils mit Plastikfolie ab. Jetzt haben sie eine anständige Latrine mit einer geschlossenen Grube für die Fäkalien." Charbel

Ich danke Gott dafür, dass man uns hilft“, so Nawal. „Medair kümmert sich um so viele Dinge. Wir haben ein Hygieneset erhalten, Gutscheine für Wasser, eine Latrine und eine Handwaschanlage. Ich konnte unsere Unterkunft eigenhändig aufwerten, indem ich die Planen zusammengenäht habe. Für den Winter hat Medair uns auch mehr Holz und Isoliermaterial zugesagt.“

„Medair ist die erste Organisation, die uns hilft. Wir haben eine Identifikationsnummer erhalten und sind jetzt im System erfasst. Die internationale Gemeinschaft weiss nun, dass es uns gibt. Selbst wenn hier nur ein Zelt steht: Ihr helft.. Auch von der Medair-Gesundheitsstation habe ich profitiert. Ich bekam Medikamente und wurde sehr gut betreut.“

Als wir wieder ins Auto stiegen, bedankte Nawal sich abermals und bat uns, sie doch bald wieder zu besuchen. „Euer Besuch ist mindestens genauso wichtig wie die Hilfsgüter.“ Damit bestätigte sie, was andere mir schon oft mitgeteilt hatten: Mag der Bedarf auch noch so hoch sein und Unterkünfte, Wasser und sanitäre Anlagen dringend gebraucht – am allermeisten sehnen sich die Menschen nach jemandem, der sich um sie kümmert, der ihre Geschichte hören möchte.


Haben Sie sich bereits für unseren Newsletter angemeldet? Wenn nicht, können Sie das hier tun. So erhalten Sie spannende Berichte aus unseren Einsätzen und Geschichten von Menschen, denen das Vergessen droht.

Die Arbeit von Medair im Libanon wird unterstützt von Global Affairs Canada (durch World Relief Canada), der Europäischen Union, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), All We Can (UK), dem Büro der Vereinten Nationen zur Koordinierung der humanitären Hilfe, der Gebauer Stiftung (CH) sowie privaten Spenderinnen und Spendern.

Die Inhalte dieses Artikels stammen von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten sowie am internationalen Hauptsitz. Die geäusserten Meinungen entsprechen ausschliesslich jenen von Medair und damit nicht unbedingt dem offiziellen Standpunkt anderer Hilfsorganisationen.