Berichte
Nach Brand in Flüchtlingscamps
Im März jährt sich der Syrien-Konflikt zum achten Mal. Millionen Syrerinnen und Syrer flohen seit Ausbruch der Krise in Nachbarländer wie den Libanon. Doch die Gefahren sind für viele von ihnen auch dort nicht gebannt: Jenseits der Grenze geht der Kampf ums Überleben weiter.
Es war vier Uhr morgens, als im libanesischen Bekaa-Tal eine Flüchtlingssiedlung Feuer fing. Dutzende Familien schliefen tief, während die Flammen sich rasch ausbreiteten. Das Feuer erfaßte ein Zelt nach dem anderen. Aus den Unterkünften drangen verzweifelte Hilferufe. 200 Syrerinnen und Syrer wurden in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und flüchteten ins Dunkel der Nacht. Hinter ihnen ging die halbe Siedlung in Flammen auf. Zwei Menschen überlebten den Brand nicht: ein 49-Jähriger und ein sechsjähriges Kind.
„Wir haben alles verloren“, so die sechsfache Mutter Karima. Auch ihre Unterkunft ist in Rauch aufgegangen. „Doch solange es meinen Kindern gut geht, habe ich einen Grund zu leben und gebe die Hoffnung nicht auf.“
Bereits wenige Stunden nach Ausbruch des Feuers war ein Team von Medair vor Ort, um gemeinsam mit dem Flüchtlingshilfswerk der UNO Hilfe zu leisten. Wir sprachen mit den Betroffenen, hörten uns ihre Sorgen an und sicherten ihnen unsere Hilfe zu.
Unser erstes Ziel war es, jeder einzelnen Person einen trockenen und warmen Schlafplatz zu besorgen. Während einige Mitarbeitende die Trümmer beseitigten, machten sich andere daran, eine neue Zeltsiedlung mit Latrinen, Wassertanks und Feuerlöschern zu errichten – selbstverständlich unter Einhaltung internationaler Schutzstandards.
Leider kommt es in inoffiziellen Flüchtlingssiedlungen im Libanon immer wieder zu Bränden. Die Zelte stehen in der Regel eng beieinander, dazwischen verlaufen elektrische Leitungen, die sich teilweise kreuzen. Manche Familien benutzen kleine Öfen, um ihre Unterkünfte zu heizen. Aus diesem Grund stellen wir den Siedlungen Feuerlöscher zur Verfügung und schulen die Menschen im Umgang damit.
Zweiter Tag: Der Wiederaufbau wird geplant.
An unserem zweiten Einsatztag schotterten wir das Siedlungsgelände und machten es bereit für den Wiederaufbau. Tags darauf fuhren wir mit einem Transportwagen dem Berghang entlang, um neues Baumaterial bei den vom Brand betroffenen Familien abzuliefern. Bei strömendem Regen steckte unser Team die Umrisse der neuen Unterkünfte ab. Daraufhin wurden Bau-Sets mit Holz, Planen, Matratzen, Kanistern und Küchenutensilien an die Familien abgegeben, alles Materialien, die sie zum Bau und zur Ausstattung ihrer neuen Unterkünfte benötigten.
Eine Woche nach dem Brand besuchten wir die Flüchtlingssiedlung erneut. Es herrschte ein buntes Treiben: Die meisten Zelte standen schon, Kinder rannten umher und spielten vergnügt. Es war wieder Leben eingekehrt in der Siedlung.
Als wir Karima trafen, strahlte sie übers ganze Gesicht: „Eure Hilfe spornt uns an“, lächelte sie. „Trotz strömendem Regen wart ihr jeden Tag hier, um uns beim Wiederaufbau zu unterstützen. Ich danke euch!“
* Name geändert
Medair im Libanon
Im Dezember 2018 reagierte das Medair-Nothilfeteam auf drei Brände, die in verschiedenen Flüchtlingssiedlungen im Bekaa-Tal ausgebrochen waren. Medair hat im Bekaa-Tal eine führende Rolle im Bereich Unterkünfte und ist Mitglied in der National Shelter Sector Core Group (Arbeitsgruppe im Bereich Wiederaufbau). Mit Unterstützung des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR kartieren wir sämtliche informellen Flüchtlingssiedlungen im Libanon. Zudem stellen wir Geflüchteten in inoffiziellen Siedlungen im Bekaa-Tal und im Libanon-Gebirge Unterkünfte bereit, sanieren baufällige Gebäude und verteilen Baumaterialien und grundlegende Gebrauchsgüter.
Bitte unterstützen Sie mit einer Spende unsere Projekte in Krisen- und Konfliktregionen. Wir möchten weiterhin Menschen die Hilfe geben, die sie so dringend brauchen. Vielen Dank!