Als ich Fatuma kennenlernte, wohnte sie in einem alten, verrosteten Lieferwagen . Die 84-Jährige war vor drei Jahren mit ihren Kindern und Enkelkindern aus ihrem Heimatland Syrien in den Norden von Bekaa, Libanon, geflohen.

Die Familie mietete eine kleine Garage mit zusätzlichem Zimmer, in dem Fatumas Söhne sich mit ihren Frauen und Kindern niederliessen. Für Fatuma war kein Platz in dem überfüllten Raum. „Die Kinder machen auch viel Lärm“, sagt ihr ältester Sohn. Ein Nachbar stellte der Familie einen alten Lieferwagen zur Verfügung, der Fatumas neues Zuhause wurde. Der Transporter wurde mit schweren Steinen an Ort und Stelle gehalten. In einer Ecke stand Fatumas Bett – bestehend aus einer durchgelegenen Matratze mit einer noch älteren Decke.

Im Mai fuhr ein Medair-Team eine Strecke von 100 km, um sich in Nord-Bekaa einen Eindruck von Fatumas Situation zu verschaffen. „Vergangene Nacht wollte sie auf die Toilette gehen und verirrte sich dabei“, wurde ihenen von Fatumas Schwiegertochter berichtet.

"Mein Mann fand sie erst am nächsten Morgen, auf der Strasse kauernd. Er brachte sie zurück zu ihrem Lieferwagen."

Fatuma aus Syrien, die in einem alten Lieferwagen lebte.

Acht Tage später begleitete ich das Medair Team, um Fatuma zu helfen. Als ich ankam, war sie mit ihrer Schwiegertochter gerade dabei, das Essen vorzubereiten. „Sie müssen nicht mehr in dem rostigen Transporter schlafen“, versprachen wir der älteren Frau. „Wir geben Ihnen ein sauberes Zelt mit einem richtigen Bett und einer guten Matratze.“

Fatuma war überglücklich. „Setzt euch neben mich in den Schatten“, sagte sie zu uns. „Draußen ist es doch viel zu heiß. Möge Gott euch Glück und Gesundheit schenken – alles, wonach ihr verlangt.“

Das Team machte sich an die Arbeit: Wir bauten eine stabile Unterkunft für Fatuma und machten die Umgebung für sie einfacher begehbar. Auch installierten wir ein Geländer von Fatumas Zelt bis zur Toilette und entfernten größere Betonklötze, die den Eingang des Bereichs versperrten.

Das Team von Medair baut eine neue Unterkunft für Fatuma.

Während wir die Unterkunft errichteten, lief Fatuma fröhlich umher. Sie bedankte sich überschwänglich und zeigte uns, wo sie gerne die Tür hätte. „Gott gibt mir die Möglichkeit, in einem Zelt zu schlafen. Das macht mich sehr glücklich. Es ist viel besser als im Lieferwagen.“

Am nächsten Tag konnte Fatuma ihr neues Zuhause bereits beziehen. „Wir hätten nie damit gerechnet, dass uns wirklich jemand helfen würde“, sagt Fatumas Sohn. „Viele Menschen hatten uns Unterstützung versprochen – aber niemand kam. Auch als ihr uns das erste Mal besucht habt, konnten wir nicht recht glauben, dass ihr all dies wirklich umsetzen würdet!“


Die Arbeit von Medair im Libanon wird unterstützt vom Büro der EU-Kommission für humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz, dem UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge, Lakärmissionen (SE), der Stiftung Glückskette (CH), Global Affairs Canada sowie großzügigen privaten Spenderinnen und Spendern wie Ihnen.

Die Inhalte dieses Artikels stammen von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten sowie am internationalen Hauptsitz. Die Meinungen entsprechen ausschliesslich den Ansichten von Medair und damit nicht unbedingt dem offiziellen Standpunkt anderer Hilfsorganisationen.