Ihre Haut ist samtweich und noch ein bisschen runzlig. In ein leuchtend rotes Tuch gewickelt, schlummert sie friedlich. Madina hat erst vor wenigen Stunden das Licht der Welt erblickt. Ihre Mutter und Grossmutter weichen nicht von ihrer Seite, werfen immer wieder einen liebevollen Blick auf das kleine Bündel, das zwischen ihnen liegt.

Mitten in der Nacht hatte Madinas Mutter Zenab die von Medair unterstützte Geburtsklinik im Flüchtlingslager Yusuf Batil im Südsudan erreicht. Sie wirkt noch schwach, gezeichnet von den Strapazen der Geburt. Dennoch ist sie bereits wieder auf den Beinen, wäscht sich draussen die Füsse und macht einen Witz nach dem anderen. Dabei strahlt die frischgebackene Mama übers ganze Gesicht.

Zenabs Energie ist bemerkenswert. Ich erinnere mich an die Worte eines Kollegen: „Die Frauen hier sind enorm stark. Kaum haben sie ein Kind zur Welt gebracht, laufen sie wieder umher und stehen in der Küche. Ganz klar sind sie stark, aber: Haben sie eine andere Wahl?”

Im Lager Yusuf Batil im vom Krieg zerrissenen Südsudan leben 40 000 Flüchtlinge. Der Alltag hier birgt viele Herausforderungen. Zenab floh mit ihren fünf Kindern vor der Gewalt und den Bombenanschlägen im sudanesischen Bundesstaat Blue Nile. Während ihrer langen, beschwerlichen Flucht hatten sie weder Essen noch Zugang zu medizinischer Hilfe. Sie tranken verschmutztes Wasser aus Pfützen und erreichten schliesslich erschöpft und hungrig das Flüchtlingslager.

Im Yusuf Batil sind sie zwar sicher vor den Bomben. Doch auch hier ist das Leben hart. Es gibt nicht genug zu essen. Ihr neues Zuhause besteht aus Holzpfählen, Lehm und Planen. Die Flüchtlinge sind fast gänzlich abhängig von der Unterstützung von Hilfsorganisationen. Und nachts lauern Gefahren im Lager – vor allem für Frauen.

Deshalb tun die Teams von Medair alles was in ihren Kräften steht, um Frauen wie Zenab zu schützen. Sie sollen ihr Kind sicher zur Welt bringen können.

Zenab, Madinas Mutter

"Meine anderen Kinder wurden zu Hause geboren. Es ist das erste Mal, dass ich in einer Klinik entbinde," erzählt Zenab.

Sie drückt Madina an ihre Brust und deckt sie mit ihrer eigenen blauen Robe zu. „Mein Kind ist gesund. Ich bin so glücklich und erleichtert.“

Ein paar Tage später treffe ich Zenab wieder. Sie bringt Madina zur Kontrolluntersuchung vorbei. Der Anblick des kleinen Mädchens lässt mein Herz höher schlagen. ‘Was für ein wunderschönes Baby!’, denke ich. Die für Neugeborene typischen Falten sind aus ihrem Gesicht verschwunden und sie schläft tief. Ich grüsse Zenab freundlich und sage „jamila“. Das ist Arabisch und bedeutet “schön“. Für mehr reicht unsere Verständigung leider nicht. So lächeln wir uns einfach nur an und lassen uns verzaubern vom Wunder des Lebens.

Dann wird Zenab aufgerufen und verschwindet mit Madina im Sprechzimmer. Ich hänge meinen Gedanken nach. Von Herzen wünsche ich mir, dass Madina sich gesund entwickeln und einmal gross und stark werden darf – wie ihre Mutter.


Die Müttersterblichkeitsrate im Südsudan ist erschreckend hoch. Im jüngsten Land der Erde ist es dreimal wahrscheinlicher, dass eine jugendliche Mutter während der Entbindung stirbt, als dass sie Grundschule abschliesst. Die Infrastruktur ist schlecht ausgebaut. Die Entfernungen zu medizinischen Einrichtungen sind gross und die Transportmittel rar. Kulturell bedingte gesundheitsschädigende Bräuche verringern die Chance auf eine gute Versorgung während der Geburt zusätzlich. Medair ist rund um die Uhr im Einsatz, um Mütter wie Zenab während der sensiblen Phasen von Schwangerschaft und Geburt optimal zu begleiten und zu unterstützen.

Helfen Sie Frauen wie Zenab, ihrem Kind in Sicherheit das Leben zu schenken.
Spenden Sie noch heute.