Berichte
Rohingya-Krise: Von Würde, Recht und gleichen Chancen
vonDavid Verboom - 23 August 2019 -3Minuten Lesezeit
Mohammed floh vor der Gewalt in Myanmar. „Ich liebe meine Heimat“, versichert er. „Wären wir offiziell als Rohingya anerkannt, würden wir sofort zurückkehren.“ Vielen Geflüchteten geht es wie ihm: Als ich voriges Jahr das Flüchtlingslager Kutupalong in Bangladesch besuchte, hörte ich Sätze wie diesen immer wieder.
Die Rohingya sind eine staatenlose Minderheit. Kein Land dieser Erde erkennt sie offiziell als Bürger an. Ihnen wird ihre Staatsbürgerschaft verweigert – und damit das Recht auf Bildung und Arbeit. Sogar der Zugang zu medizinischer Versorgung ist für sie stark eingeschränkt.
Mohammed ist einer von über einer Million Rohingya, die das Recht auf ein eigenes Heimatland verloren.– oder die ein solches Privileg nie besessen haben. Ich lernte Mohammed in der Ernährungsklinik von Medair im Flüchtlingslager Kutupalong kennen. Rohe Gewalt in Myanmar zwang ihn und mehr als 720.000 weitere Rohingya zu Flucht nach Bangladesch: Dörfer wurden angezündet, Frauen vergewaltigt, Kinder vor den Augen ihrer Eltern ermordet.
In Bangladesch sind Flüchtlinge wie Mohammed zwar in Sicherheit – und dennoch in ihrer Situation gefangen. Das Flüchtlingslager ist riesig. Das heute größte der Welt ist eine auf niedrigen Hügeln erbaute Slum-Stadt. Viele ihrer Bewohner sind traumatisiert und dürfen das Lager nicht verlassen.
Mohammed: „Ich liebe meine Heimat“
Das Recht auf Freiheit
Der starke Wunsch der Rohingya nach offizieller Anerkennung berührt mich sehr. Ich kann mir nicht vorstellen, was die Staatenlosigkeit für Rohingya-Flüchtlinge bedeuten muss. Als niederländischer Staatbürger habe ich unzählige Rechte, ein sicheres Zuhause, einen Job und vor allem Freiheit. Ich bin frei, in fast jedes Land der Welt zu reisen. Die Geschichten, die mir die Rohingya erzählen, treffen mich sehr.
Medair kann den Rohingya leider nicht zu ihrer ersehnten Nationalität verhelfen, auch wenn wir uns in ihrem Namen dafür einsetzen. Wir können Geflüchteten aber das Gefühl vermitteln, dass die Welt sie nicht vergessen hat und dass ihr Leben wichtig ist. Das ist der rote Faden, der sich durch unsere gesamte Arbeit mit und für Rohingya-Gemeinschaften zieht.
Hoffnung schenken
Mohammed ist einer unserer Ernährungsförderer. Er informiert die Nachbarn in seinem „Quartier“ über das Hilfsangebot der Medair-Ernährungsstation. Fünf Tage die Woche, sieben Stunden täglich, ist der Dienst geöffnet. „Ich bin so glücklich, dass ich diese Arbeit machen darf“, lacht er.
Auch Ataullah ist ein Rohingya-Flüchtling. Er arbeitet bei Medair im Lager. Mit der finanziellen Entschädigung, die ihm sein Job einbringt, könne er zusätzliche, dringend benötigte Lebensmittel für seine Familie kaufen, sagt er. Aber die Bezahlung ist für ihn nicht das Einzige, was zählt: „Ich genieße meine Arbeit, weil ich dadurch meinen Leuten helfen und einen Beitrag leisten kann“, sagt er stolz.
Ataullah: „Ich genieße meine Arbeit, weil ich dadurch meinen Leuten helfen und einen Beitrag leisten kann“
Indem wir mit diesen Männern und Frauen zusammenarbeiten, geben wir ihnen Gestaltungsfreiheit. Wir decken nicht nur ihre unmittelbaren Bedürfnisse, sondern helfen ihnen dabei, ihr Leben wieder aufzubauen.
Bei der Humanitäre Hilfe geht es um soviel mehr. Unser Ziel ist in erster Linie, die Würde von Menschen in Krisensituationen zu bewahren. Ihnen in dieser schwierigen Zeit beizustehen und zu helfen, ein neues Leben aufzubauen. Denn wir sind überzeugt, dass alle Menschen gleich sind – und dieselben Chancen verdienen.
Bitte unterstützen Sie mit einer Spende unsere Projekte in Krisen- und Konfliktregionen. Wir möchten weiterhin Menschen die Hilfe geben, die sie so dringend brauchen. Vielen Dank!
Das könnte Sie auch interessieren: