Berichte Erdbeben Türkei und Syrien
Sechs Monate nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien
Seit Beginn des Nothilfeeinsatzes nach den verheerenden Erdbeben im Februar hat MEDAIR mehr als 100.000 Menschen in Syrien und der Türkei unterstützt. Sechs Monate später hat die Krise zwar an medialer Aufmerksamkeit verloren, doch die Bedürfnisse sind aufgrund der unzureichenden Infrastruktur und hohen Temperaturen nach wie vor enorm. Deshalb hat MEDAIR seinen Einsatz ausgeweitet.
Die Nothilfemaßnahmen sind vielfältig und werden den dringendsten Bedürfnissen der Bevölkerung angepasst. Sei es durch den Bau von Notunterkünften, die Wiederinstandsetzung von Kliniken oder die Bereitstellung psychosozialer Unterstützung. Die Teams vor Ort arbeiten unermüdlich, um das Leid der lokalen Bevölkerung zu lindern – ungeachtet ihrer Nationalität, Ethnie, Religion oder ihres sozialen Status. „Allein die Bedürfnisse bestimmen, wer Hilfe erhält“, erklärt Damon Elsworth, leitendes Mitglied des Globalen Nothilfeeinsatzteams von MEDAIR.
In Syrien ist MEDAIR bereits seit 2015 tätig und somit vor Ort gut etabliert, was es ermöglichte, die Betroffenen direkt zu unterstützen. In der Türkei ist die Registrierung von MEDAIR nach wie vor im Gange, sodass die dortigen Aktivitäten bislang über vertrauenswürdige lokale Partner durchführt werden. In den letzten sechs Monaten hat MEDAIR enge Arbeitsbeziehungen zu staatlichen Stellen und zivilgesellschaftlichen Organisationen aufgebaut. MEDAIR ist nicht grenzüberschreitend tätig, die Einsätze in Syrien und der Türkei werden getrennt durchgeführt.
Während mediale Aufmerksamkeit schwindet, weitet MEDAIR den Einsatz aus
Trotz aller Maßnahmen von MEDAIR und seinen Partnern ist die Situation für die Überlebenden nach wie vor extrem prekär. Außerhalb des Fokus der internationalen Medien leben noch immer Zehntausende von Familien in Zelten oder Containern und verfügen nur über begrenzten Zugang zu medizinischer Versorgung und sanitären Einrichtungen.
MEDAIR plant für die kommenden Monate eine Ausweitung der Einsätze, insbesondere in der Türkei. „Die Zahl unserer Hilfskräfte in der Türkei wird sich in den nächsten Monaten fast verdreifachen. Mit einem engagierten Team und kompetenten Partnern sind wir in der Lage, von nun an lebenswichtige Programme in einem größeren Ausmaß durchzuführen“, erklärt Damon Elsworth.
Der Sommer bringt besondere Herausforderungen mit sich
Inmitten dieser Notlage bereiten die steigenden Temperaturen zusätzliche Sorgen. „Wenn es draußen 40 Grad warm ist – was im Sommer in diesen Regionen keine Seltenheit ist – sind es in einem Zelt 70 Grad“, sagt Damon Elsworth. „Das sind unerträgliche Temperaturen, die vor allem bei Kleinkindern, Schwangeren und älteren Menschen zu schweren gesundheitlichen Problemen führen können.“
In Syrien ist auch die Wasserversorgung ein wachsendes Problem. Trotz Lastwagenlieferungen und der Installation von Wassertanks ist zu befürchten, dass das Trinkwasser und das Wasser für die Grundhygiene nicht ausreichen werden. Dies könnte zu schweren Gesundheitsrisiken führen.
Zusätzlich steigt mit der Hitze auch die Gefahr von Bränden. Im Juli wurden über 40 Waldbrände auf syrischem Gebiet gemeldet. Da die Zelte in den Lagern so dicht beieinanderstehen, könnte der Ausbruch eines Feuers lebensbedrohliche Folgen für zahlreiche Familien haben, die bereits alles verloren haben.
Die Projekte in Syrien werden u.a. von der Europäischen Union, der Deichmann-Stiftung und privaten Spenden gefördert und ermöglicht.