Die Inhalte dieses Artikels stammen von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten sowie am internationalen Hauptsitz. Die Meinungen entsprechen ausschließlich den Ansichten von Medair und damit nicht unbedingt auch dem offiziellen Standpunkt anderer Hilfsorganisationen.
Berichte Jemen
Nach Corona-Lockdown zurück zur Arbeit in den Jemen
Nicht nur die Pandemie bedroht den Jemen
Es ist jedoch nicht nur die Pandemie, die den Jemen bedroht. Nach wie vor ist ein Bürgerkrieg im Gange, der vor einer erneuten Eskalation steht. Vor einigen Wochen wurde Aden zudem von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht, bei denen Menschen obdachlos und mehrere Camps für inländische Flüchtlinge von faulig stinkendem Wasser überflutet wurden. Das vergrößert die Gefahr eines Choleraausbruchs. Den Jemeniten bleibt wirklich nichts erspart.
Die humanitäre Hilfe im Jemen darf nicht aufgrund von Covid-19 gestoppt werden. Wenn dies geschieht,werden die Menschen, die wir beschäftigen, arbeitslos. Familien und Kinder werden an Hunger sterben, weil es keine Nahrungsmittelverteilung gibt. Und sie sterben an Cholera, weil es an sauberem Wasser fehlt. Wir müssen all diese Auswirkungen einerseits abwägen und gleichzeitig sicherstellen, dass unsere Mitarbeitenden bei ihrer Arbeit sicher sind. Aber wie soll man sicher in Gemeinschaften arbeiten, von denen wir nicht wissen, wie weit sich Covid-19 unter ihnen bereits ausgebreitet hat?
Alles tun, um zu helfen
Und doch wollen wir alles dafür tun, dass die Menschen Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und zu medizinischer Grundversorgung haben und darüber aufgeklärt werden, wie wichtig das richtige Händewaschen ist. Diese Überlegungen lasten schwer auf meinem Herzen. Wie nur können wir solche Entscheidungen treffen? Wie können wir zum Einhalten von Abstandsregeln motivieren, wenn die Kultur auf sozialer Nähe aufbaut und wenn die Bevölkerung aufgrund des Krieges täglich ums Überleben kämpfen muss?