Dohuk, Irak – 25. Oktober 2019 – Mehr als 10 000 Menschen sind bisher vor den neusten
Militäroperationen in Nordostsyrien über die Grenze in den Irak geflüchtet. Medair hat ein
mobiles Gesundheitsteam in den Bezirk Dohuk entsandt, welches Flüchtlinge mit medizinischer
Nothilfe versorgt. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen soll es sich bei 75 Prozent der
Flüchtlinge um Frauen und Kinder handeln.

In Zusammenarbeit mit Ärzte ohne Grenzen (MSF), dem Gesundheitsministerium von Dohuk
und dem Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) stellt Medair die
medizinische Grundversorgung der Geflüchteten sicher. Unsere mobilen Teams untersuchen die
Menschen auf virale und bakterielle Infektionen, leisten Erste Hilfe und behandeln chronische
Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes.

«Gestern behandelten wir 76 Patienten, die die beschwerliche Reise aus Nordostsyrien
zurückgelegt hatten. Viele von ihnen klagten über starke Muskel- und Knochenschmerzen»,
berichtet Alanna Smith, die bei Medair für den Bereich Gesundheit verantwortlich ist und den
Einsatz leitet. «Die Geflüchteten sind im Schockzustand, die Stimmung ist niedergeschlagen.
Diese Reise sind sie nicht freiwillig angetreten. Sie hatten keine andere Wahl.»

Einige Flüchtlinge berichteten, dass sie im Chaos der Flucht Familienmitglieder aus den Augen
verloren hatten. Die meisten verliessen ihre Häuser mit nichts anderem als einem Rucksack mit
ein paar persönlichen Gegenständen. Insbesondere der nahende Winter bereitet ihnen grosse
Sorgen.

«Als unser Dorf bombardiert wurde, sassen wir zu zehnt zuhause. Alle anderen ergriffen
umgehend die Flucht, aber wir beide wollten noch abwarten. Als die Bombenangriffe nicht
aufhörten, flüchteten wir auch», berichten Sinu und seine Frau Nijot, die Donnerstag früh den
Irak erreichten. «Zum Glück sind wir hier sicher. Aber von den anderen haben wir nichts mehr
gehört. Ob sie noch am Leben sind? Wir wissen es nicht.»

«Das UNHCR bereitet sich in den kommenden Wochen auf einen möglichen Zustrom von bis zu
50 000 Flüchtlingen in die Region vor. Um den dringendsten Bedürfnisse dieser Menschen zu
begegnen und uns auf eine möglicherweise noch grössere Zunahme von Flüchtlingen
vorbereiten zu können, ist eine gute Koordination aller involvierter Akteure wie UN-
Organisationen und NGOs unabdingbar. Diese Zusammenarbeit sicherzustellen, wird in den
kommenden Tagen und Wochen oberste Priorität haben», so Alanna weiter.

In der Zwischenzeit laufen die regulären Hilfsprojekte von Medair im Irak weiter. Unsere Teams
versorgen besonders bedürftige, von Konflikten betroffene Menschen mit dringend benötigten
medizinischen und psychologischen Leistungen, stellen Unterkünfte bereit und schaffen Zugang
zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen.

Medair führt Projekte in den Bezirken Kirkuk, Ninewa, Duhok und Salah al-Din durch. Die
Organisation ist im Irak bekannt für ihre hochwertigen Hilfsleistungen sowie für die auf Vertrauen
basierende Zusammenarbeit mit den lokalen Gemeinschaften und Behörden. Medair ist seit 2012
im Nahen Osten aktiv. Die Schweizer Hilfsorganisation unterstützt syrische Flüchtlinge im Libanon
und in Jordanien und startete im August 2014 ein Nothilfeprojekt im Irak. Bereits in den Jahren
1991, 1992 und 2003 war Medair im Irak im Einsatz.

 

 

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Amy Van Drunen, Kommunikationsmitarbeiterin (im Irak, für Interviews in englischer Sprache):
comms-irq@medair.org, + 964 751 740 2881

Iris Fontana, Mitarbeiterin Medienstelle Deutschschweiz: iris.fontana@medair.org,                                                                    +41(0)76 472 33 64

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Medair ist eine humanitäre Hilfsorganisation, die 1989 in der Schweiz gegründet wurde und
notleidenden Menschen in zerstörten, abgelegenen Gemeinschaften weltweit hilft, Krisen zu
überleben, sich in Würde zu erholen und Fertigkeiten zu entwickeln, die sie für den Aufbau
einer besseren Zukunft benötigen.