"Es macht viel Freude, helfen zu können"

Seit vielen Jahren engagieren Sie sich für die Chancengleichheit in der Welt und Menschen in Not. Gab es einen Schlüsselmoment, der das ausgelöst hat?

Das waren verschiedene Erfahrungen. Schon als Kind hatte ich das Privileg, viel mit meinen Eltern zu reisen. So habe ich eine grundsätzliche Offenheit für die Welt erworben. Ende der 1980er Jahre lernte ich dann Länder kennen, in denen es den Leuten im Vergleich zu meinem Leben richtig schlecht ging. Besonders in Erinnerung blieben mir Kinder, die keine Chance hatten, sich aus dieser Situation zu befreien. Ihnen fehlte schon das Lebensnotwendige. An Schule war überhaupt nicht zu denken. Als ich kurz darauf von einem Patenschaftsprogramm für solche Kinder hörte, habe ich eine Patenschaft übernommen.

Was hat das bei Ihnen ausgelöst?

Ich habe gemerkt, wie viel Freude es macht, helfen zu können, und wie gut es mir eigentlich in Deutschland geht. Wie wenig wirklich ernste Sorgen ich in meinem Leben habe. Und weil ich finanziell die Möglichkeiten habe, fing ich an, Projekte mit größeren Summen zu unterstützen. Hier kann ich direkt sehen, was meine Spende vor Ort bewirkt und ich kann mir die Projekte aussuchen, die ich dann gezielt begleite.

Haben Sie da bestimmte Themen, die Ihnen am Herzen liegen?

Einerseits sind mir einige Länder in Afrika besonders ans Herz gewachsen. Da gibt es so viele Baustellen, auf denen wir etwas bewegen können. Was mir bei der Hilfe sehr wichtig ist: Den Leuten soll – bildlich gesprochen – nicht nur ein Sack Reis vor die Tür gestellt werden. Mir gefallen Projekte, in denen die Leute selbst anpacken müssen. Wo man ihnen sozusagen das Werkzeug an die Hand gibt und die Fähigkeiten vermittelt, sich aus ihrer meist unverschuldeten Notlage selbst zu befreien. Und – nicht zu vergessen: Der Erfolg eines Hilfsprojekts soll überprüft werden. Das war und ist für mich immer eine Voraussetzung dafür, dass ich mich engagiere.

""Mir gefallen Projekte, in denen die Leute selbst anpacken müssen."" Oliver Krinke

Medair legt den Schwerpunkt der Arbeit auf Not- und Katastrophenhilfe. Was gefällt Ihnen ganz besonders daran?

Ich bin von Haus aus Ingenieur mit einem Faible für Handys und Mobilfunk. Der intensive Einsatz moderner Technologien in der humanitären Arbeit ist mir bei Medair positiv aufgefallen. Deshalb hat mich zum Beispiel das Projekt in Madagaskar fasziniert. Da wird eine ganze Region mit Hilfe eines technischen Systems vor Überschwemmungen gewarnt. Und die Bewohner werden mit eingebunden und sind dafür mitverantwortlich, dass es funktioniert. Das ist spannend. Ich freue mich darauf, das im Herbst 2020 auch vor Ort zu sehen.

Was ist Ihnen darüber hinaus wichtig?

Für mich unverzichtbar ist der gute, persönliche Kontakt zum Hilfswerk. Über Nadine Nowicki bin ich auf Medair aufmerksam geworden. Beim näheren Kennenlernen erschienen mir die Mitarbeiter und die Organisation als Ganzes authentisch und vertrauenswürdig. Für mich ist Vertrauen einer der wichtigsten Aspekte in diesem partnerschaftlichen Miteinander.

Gibt es noch andere Aspekte, die sie zum Spenden motivieren?

Auf jeden Fall: Ich sehe, dass ich mit dem Geld, das ich im Job verdiene, etwas Sinnvolles bewegen kann. Und – ja, die eigene Eitelkeit wird auch gepflegt: In einer Schule in der Mongolei steht eine Toilettenanlage mit meinem Namenschild dran. Schüler, die vorher keinen Zugang zu sanitären Anlagen hatten, haben nun einen geschützten Bereich – etwas für uns so ganz alltägliches. Das macht mich stolz.