Berichte
Bangladesch: 84 Jahre – und auf der Flucht
eit 44 Jahren sind Arafa und Jafor verheiratet. Sie gehören der Rohingya-Bevölkerungsgruppe aus dem Süden Myanmars an und wurden – wie Tausende andere aus ihrer Gemeinschaft – im vergangenen September aus ihrem Land vertrieben.
Jafor ist 84 Jahre alt. Das ist für jemanden in dieser Region recht ungewöhnlich – für einen Flüchtling noch ganz besonders. Aufgrund der harten Bedingungen liegt die durchschnittliche Lebenserwartung unter 64 Jahren.
Seine 69 Jahre „junge“ Frau Arafa kümmert sich um Jafor. Dabei ist sie allerdings auf hilfsbereite Nachbarn angewiesen – und auf den Dorfvorsteher, der Maji genannt wird. Das Ehepaar empfing uns in Bangladesch in einer völlig heruntergekommenen Behausung. Die Planen waren voller Löcher und die Decke hing so tief, dass man sich darin auf allen Vieren bewegen musste. Als Schlafplatz diente ein abgewetztes Stück Plastik.
Während des letzten Monsuns wurde die Unterkunft unter Wasser gesetzt. „Es war unmöglich, die Hütte trocken zu halten“, erinnert sich Arafa. „Mit jedem Regenguss wurde der Boden mehr und mehr zu einem Sumpf. Und das ist erst der Anfang. Ich habe gehört, dass ein Wirbelsturm uns heimsuchen könnte. Das macht mir grosse Angst!“
Medair und World Concern statteten 5‘000 Familien mit umfassenden Bausätzen für Unterkünfte aus. Dadurch sind sie besser gegen Monsunregen und Winde geschützt. Auch Jafor und Arafa erhielten ein solches Set. Doch zum Aufbau ihrer Unterkunft fehlte ihnen die Kraft.
Der Dorfvorsteher kontaktierte uns und berichtete von der Situation des Ehepaars. Daraufhin beauftragte Mimz, Medair-Projektmanager für den Bereich Unterkünfte, einen einheimischen Maurer, der dem älteren Ehepaar tatkräftig unter die Arme griff.
Er bereitete ein neues Grundstück vor, das er mithilfe verdichteter Erde erhöhte. Auch installierte er Rinnen, damit das Wasser abfliessen und das Haus nicht überschwemmt werden konnte. Zum Schutz vor Wirbelstürmen verankerte er die mit Diagonalstreben versehenen Fundamentbalken ganz tief in der Erde.
„Wir sind so dankbar, dass ihr für uns da seid“, freut sich Arafa. „Ohne euch wäre uns nichts anderes übriggeblieben, als zu beten und auf Hilfe zu hoffen.“
In Regionen, in denen Bausätze von Medair und World Concern verteilt wurden, sind wir weiterhin vor Ort und unterstützen die Menschen, wo immer nötig. Damit möchten wir sicherstellen, dass jede Familie ihre eigene Unterkunft auf- oder ausbauen kann. Ist sie dazu nicht in der Lage, eilen wir zu Hilfe.
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Die Arbeit von Medair in Bangladesch wird ermöglicht von der Glückskette, Transform Aid (AU), World Concern sowie zahlreichen grosszügigen privaten Spenderinnen und Spendern.
Die Inhalte dieses Artikels stammen von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten sowie am internationalen Hauptsitz. Die geäusserten Meinungen entsprechen ausschliesslich jenen von Medair und damit nicht unbedingt dem offiziellen Standpunkt anderer Hilfsorganisationen.