Noch nie waren mehr Einwohner im Kongo auf humanitäre Hilfe angewiesen. Laut den Vereinten Nationen sind annähernd 26 Millionen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen; mehr als eine Million Kinder sind akut unterernährt - die höchsten Zahlen weltweit. Um dieser Krise entgegenzuwirken, hat MEDAIR seine Hilfe ausgeweitet.

Dr. Bonshi Mushumo hat eine Mission. Der 39-Jährige hilft notleidenden Menschen in der Demokratischen Republik Kongo. Angetrieben von seiner Berufung, Dienst am Nächsten zu tun, begibt er sich in die entlegensten Winkel im Osten des von Krisen und Konflikten geplagten Landes. Dafür lässt er seine Familie in der Stadt zurück, erklimmt hohe Berge, überquert breite Flüsse auf notdürftigen Brücken und kämpft sich durch dichte Wälder. Dr. Mushumo arbeitet als Notarzt für MEDAIR. „Wir helfen, die Gesundheit und Würde meiner Landsleute wiederherzustellen“, sagt er.

Dr. Mushumo bei der Arbeit. Für MEDAIR geht der Notarzt weite Wege, um seinen bedürftigen Landsleuten im Kongo zu helfen.

Menschen wie Dr. Mushumo und Hilfsorganisationen wie MEDAIR werden dringender denn je im Kongo gebraucht. Noch nie waren mehr Einwohner im Land auf humanitäre Hilfe angewiesen. Laut den Vereinten Nationen sind annähernd 26 Millionen von akuter Lebensmittelknappheit betroffen; mehr als eine Million Kinder sind akut unterernährt – die höchsten Zahlen weltweit. Die Hälfte der 94 Millionen Einwohner des zentralafrikanischen Landes lebt unterhalb der Armutsgrenze. Gesundheitskrisen durch Ausbrüche von Cholera oder Ebola sind eine ständige Bedrohung. Bewaffnete Konflikte verschärfen das Leid der Menschen.

Um auf die steigenden Bedürfnisse zu reagieren, hat MEDAIR, das bereits seit 1996 im Kongo arbeitet, gemeinsam mit der Europäischen Union seine multisektoralen Hilfseinsätze ausgeweitet. Seit dem 1. August werden zusätzliche Gesundheitseinrichtungen unterstützt, in denen eine kostenlose medizinische Versorgung angeboten wird, von der Tausende Menschen profitieren. So wie Giséle, die gerade ihr Kind in einer MEDAIR-Einrichtung in der Provinz Ituri entbunden hat. „Alex wurde heute Morgen geboren! Das ist jetzt das zweite Mal, dass ich in diesem Zentrum entbunden habe, und beide Male ist alles gut verlaufen. Ich bin MEDAIR sehr dankbar.“ Auch Maßnahmen im Ernährungsbereich werden deutlich ausgebaut, um der Ernährungskrise entgegenzuwirken. Gesundheitseinrichtungen führen Wasser- und Hygieneprojekte durch, ebenso wie Aufklärungsprogramme zum Schutz vor Cholera. Ziel ist es, annähernd zwei Millionen Menschen dringend benötigte Hilfe zukommen zu lassen.

"Das ist jetzt das zweite Mal, dass ich in einem MEDAIR-Zentrum entbunden habe. Alles ist gut verlaufen. Ich bin MEDAIR sehr dankbar", sagt die zweifache Mutter Giséle.

Ein Teil dieser Hilfe kommt am 24. August 2023 buchstäblich vom Himmel. Um 13.25 Uhr landete die letzte der drei Boeing B767-200F aus Nairobi kommend in Goma im Osten des Landes. An Bord befinden sich 43 Tonnen Hilfsgüter, dafür bestimmt, notleidenden Menschen im Kongo zu helfen. Möglich gemacht wurde dieser für MEDAIR kostenlose Transport durch die humanitäre Hilfsbrücke der Europäische Union (EU HAB). Sie wurde im April 2020 eingerichtet, um Ländern, die während und nach der Covid-19-Pandemie in Schwierigkeiten geraten waren, zu helfen. Knapp 2.500 Kartons mit therapeutischer Aufbaunahrung – genannt Plumpy Nut -, therapeutischer Milch F-75 und diverse medizinische Hilfsgüter finden so ihren Weg in das Bestimmungsland. Nach der Landung werden sie auf Lastwagen verladen und in MEDAIR-Lagerhäuser verbracht, um sie von dort aus in die bedürftigen Regionen zu bringen.

43 Tonnen Hilfsgüter für MEDAIR kamen am 24. August in Goma an. Möglich gemacht durch die humanitäre Luftbrücke der Europäischen Union.

Auch Dr. Mushumo ist auf diese Lieferungen angewiesen, um akut unterernährte Kinder zu therapieren, Krankheiten zu behandeln oder Schwangere zu versorgen. Der in Goma geborene Arzt ist seit 2017 Teil der MEDAIR-Familie und hat bereits viele Einsätze in den von bewaffneten Konflikten betroffenen östlichen Provinzen des Landes absolviert. „Die Arbeit bei MEDAIR gibt mir das Gefühl, Teil einer größeren Mission zu sein, einer Mission, die Gott dient. Das ist das Beste an meinem Job“, erklärt der Kongolese. Die krisengeplagten Menschen seiner Heimat liegen ihm am Herzen, auch wenn die eigene Familie deshalb kürzertreten muss.

 

MEDAIR im Kongo

In der DR Kongo herrscht eine der am wenigsten beachteten Krisen der Welt. Im November 2022 flammten die seit Jahrzehnten andauernden Kämpfe erneut auf und erreichten einen neuen Höhepunkt.

Seit 1996 ist MEDAIR im Kongo im Einsatz. Aktuell in den Provinzen Nord Kivu, Süd Kivu und Ituri. Im Jahr 2022 konnte MEDAIR 730.645 Menschen im Kongo helfen.

MEDAIR leistet humanitäre Nothilfe in den Bereichen Gesundheit und Ernährung, Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtung (WASH), Notfallvorsorge und Soforthilfe. Über unseren CO-Partner HEKS, das Hilfswerk der evangelischen Kirchen in der Schweiz, erhalten bedürftige Familien auch finanzielle Unterstützung in Form von Bargeldleistungen.

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Die multisektorale Hilfe im Kongo wird durch die Europäische Union unterstützt.

 

 

Was ist eine Luftbrücke?

Die EU hat zu Beginn der Covid-19-Pandemie im April 2020 eine spezielle “Luftbrücke” eingerichtet, um Ländern, die während und durch die Pandemie in Schwierigkeiten gekommen sind, zu helfen.

Seither wurden diverse Hilfsgüter in diese Länder gebracht. Da die Lage in vielen afrikanischen Ländern weiterhin prekär ist, werden auch nach der Pandemie noch Güter und Helfer transportiert.  Die Hilfe durch die Luftbrücken der Europäischen Union (EU HAB) ist zeitlich und finanziell begrenzt und den Mitgliedsstaaten und humanitären Partnerorganisationen der Europäischen Union – wie MEDAIR – vorbehalten.

Die EU legt mit ihren “Airbridges” einen besonderen Schwerpunkt auf Afrika, denn dort ist die Not am größten.