Jean-Claude setzt sich leidenschaftlich für Medair ein. Vor Kurzem besuchte er eines unserer Projekte in Madagaskar, bei welchem von Dürre betroffene Menschen unterstützt werden. Wir fragten ihn nach seinen Erfahrungen und wollten wissen, was ihn an unserer Arbeit besonders begeistert.

Wie hat dein Engagement für Medair angefangen?

Als Nothilfemitarbeitende in unserer internationalen Kirche in Zürich eines ihrer Projekte vorstellten, hörte ich das erste Mal von Medair. Die Präsentation beeindruckte mich. Ich sagte zu meiner Frau: «Wenn ich pensioniert bin, möchte ich mit dieser Organisation in Kontakt treten und fragen, wie ich helfen kann». Jetzt ist es so weit: Ich arbeite nicht mehr und unterstütze Medair wann immer ich kann. Die Zusammenarbeit empfinde ich als grosses Privileg.

Was hat dich bei deinem Madagaskar-Besuch besonders inspiriert?

Viele Dinge haben mich inspiriert, aber von den Medair-Mitarbeitenden war ich besonders beeindruckt. Ihre Hingabe und Motivation sind unvergleichlich. Menschen, die ihr Leben in den Dienst humanitärer Aktivitäten stellen, faszinieren mich immer wieder. Einige von ihnen erzählten mir, warum sie diesen Weg gewählt haben. Diese persönlichen Geschichten bewegten mich sehr.

Medair-Mitarbeitende in Madagaskar

Wie sind die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Teams in Madagaskar?

Ich empfand die Bedingungen als äusserst herausfordernd. Dass die Mitarbeitenden so gut damit umgehen können, finde ich bemerkenswert. Sie alle stehen unter hohem emotionalen Druck. Oft schreiten die Projekte nicht so schnell voran, wie man es sich wünschen würde. Ich habe beispielsweise ein Medair-Projekt im Süden des Landes besucht, bei dem es darum geht, der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Dabei stehen die Teams vor verschiedenen Herausforderungen. Wenn sie nach Wasser bohren, wissen sie im Voraus nie genau, was sie vorfinden werden. Manchmal stossen sie auf Salzwasser, welches nicht trinkbar ist. Ich habe gelernt, dass lediglich jeder dritte Bohrversuch erfolgreich ist. Es braucht also enorm viel Durchhaltevermögen und Geduld.

Wie war es, in ein derart abgelegenes Gebiet zu reisen?

Wir flogen in einem kleinen Flugzeug von der Hauptstad Tana aus in den Süden hinunter. Die Reise dauerte insgesamt ungefähr vier Stunden und die Bahn, auf der wir landeten, war nicht geteert und holprig. Ich habe selbst als Pilot gearbeitet und bin es gewohnt, an entlegenen Orten zu landen. Aber so eine Piste hatte ich in meinem Leben noch nie gesehen. Die Piloten sind wahre Profis!

Nach unserer Landung ging es mit dem Auto weiter. Der Zustand der Strassen ist unfassbar schlecht. Bei Reisen gibt man nie die Kilometerzahl an, sondern schätzt, wie viele Stunden sie dauern wird. Jetzt weiss ich, weshalb: Einige Tage vor unserer Ankunft hatte es stark geregnet. Manche Strassenabschnitte hatten sich in riesige Schlammpfützen verwandelt. Unsere Autos blieben stecken und wir mussten sie wieder herausziehen. Egal, mit welchem Transportmittel man unterwegs ist – in Madagaskar ist jede Reise eine Herausforderung.

Ein Medair-Fahrzeug steckt nach heftigem Regen im Schlamm fest

Der Klimawandel wird in Ländern wie Madagaskar immer mehr zum Thema. Was hast du vor Ort davon mitbekommen? Wie beeinflusst er den Alltag der Madagassen?

Einige Menschen vor Ort schilderten die Auswirkungen des Klimawandels auf ihr Leben: Die Ernten fallen spärlicher aus als früher und ihre Ziegen und Kühe haben teilweise kaum mehr genug zu grasen. Viele Bauern erzählten, sie hätten ihr Vieh verkaufen müssen. Sie ernähren sich seither von Kaktusfeigen und Süsskartoffeln. Die Nahrungsmittelunsicherheit und die hohen Unterernährungsraten sind besorgniserregend.

Deine Meinung nach dem Besuch: Was sollte die Welt über Madagaskar erfahren?

Die Welt hat Madagaskar einfach nicht auf dem Radar. Wir alle kennen das Land – und doch weiss kaum jemand, dass es zu den ärmsten weltweit gehört. Für humanitäre Organisationen ist Madagaskar zudem nicht besonders «attraktiv», weil es geografisch sehr abgelegen ist und Hilfsprojekte chronisch unterfinanziert sind.

Viel mehr Menschen sollten über die Probleme des Inselstaates informiert werden. In Madagaskar gilt es als Privileg, wenn man Zugang zu Wasser hat. Dreiviertel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Das wusste ich vor meinem Besuch alles nicht. Aus meiner Sicht sollte viel mehr über die Situation in Madagaskar berichtet werden.

Seit 2002 versorgt Medair Menschen nach Katastrophen mit Nothilfe und schafft Zugang zu sauberem Trinkwasser. Mehr über die Madagaskar-Projekte von Medair erfahren Sie hier.