Berichte
Irak: Flucht im eigenen Land
Jassim und seine Familie wohnen in einem fremden Haus. Den Besitzer kennt der 49-Jährige nicht. Auch ist nicht sicher, wie lange er mit seiner Frau und sieben Kindern darin wohnen bleiben darf. Seit bewaffnete Gruppen im August 2014 in ihre Heimatregion im Irak vordrangen, harrte die Familie in Lagern und baufälligen Gebäuden aus. „Unser Dorf wurde als erstes angegriffen“, erinnert Jassim sich. Im September 2017 zogen dann sie in das leerstehende Haus in Sindschar ein. „Zeit, unsere Sachen zu packen, blieb uns nicht. Das Haus, in dem wir lebten, war zwar nicht besonders hübsch – aber es war unser Zuhause. Davon sind nur noch Trümmer übrig.“
" Wir besitzen nichts mehr. Noch nicht mal die Kleider, die ich trage, gehören mir." Jassim, Binnenflüchtling im Irak

Solche Verteilungen sind essentiell wichtig. Gleichzeitig besteht aber auch ein wesentlicher Teil der Arbeit von Medair darin, mit Menschen in Kontakt zu treten, ihnen genau zuzuhören – und dann praktische oder emotionale Unterstützung zu leisten.
Farina vertraute uns an, dass sie an einer chronischen Krankheit leidet und auf Medikamente angewiesen ist. Wir informierten sie über die mobile Gesundheitsklinik von Medair, die wöchentlich Menschen in Sindschar behandelt. Ihr Ehemann berichtete uns von der Zeit, als er in seinem Dorf auf dem Bau oder in der Landwirtschaft arbeitete und mit dem Geld die gesamte Familie durchbrachte. „Wir hatten damals ein gutes Leben“, sagt er.

Dagegen waren die letzten Jahre enorm hart. „Wir waren komplett von anderen Menschen abhängig“, so Jassim. „Noch nicht einmal Brot für unsere Kinder konnten wir uns leisten.“
Jassim fällt es schwer, den Kopf nicht hängen zu lassen. Aber die Hilfe von Medair gibt ihm Hoffnung. „Wir haben alles verloren und sind dringend auf die Dinge angewiesen, die wir von euch erhalten“, sagt er. „Ich wünsche mir sehr, dass alles bald besser wird und wir anfangen können, uns ein neues Leben aufzubauen.“