Wenn im Südsudan der Regen einsetzt, wird es ungemütlich. Zeitweise sind die Regenfälle so heftig, dass der Boden sie nicht zu absorbieren vermag. Quasi über Nacht verwandelt sich die sonst so trockene, rissige Erde in einen einzigen großen Sumpf. Ein sicheres Anzeichen dafür, dass die Malariasaison begonnen hat.

Denn die Krankheit steht in starkem Zusammenhang mit den Niederschlägen: Stehendes Wasser und die damit verbundene Luftfeuchtigkeit bieten – in Verbindung mit den steigenden Temperaturen – geradezu optimale Bedingungen für Moskitos, die den Malaria-Erreger übertragen.

  • Weltweit steigende Malariaraten

Von 2005 bis 2015 wurden bei der Eindämmung von Malaria weltweit große Fortschritte erzielt. Seit drei Jahren steigt die Zahl der Ansteckungen jedoch wieder. Die aktuellen Zahlen sind vergleichbar mit denen von 2011. Als Mitarbeitende des Gesundheitsteams von Medair im Südsudan gehört die Behandlung von Malaria zu unserer täglichen Arbeit. Momentan haben wir wieder deutlich häufiger damit zu tun als noch vor einigen Jahren. Das beunruhigt uns sehr. Deshalb haben wir uns zusammengesetzt und aufgeschrieben, warum die internationale Gemeinschaft und die betroffenen Staaten sich dem Thema Malaria vermehrt zuwenden sollten.

Hier sind fünf Gründe:

Ein freiwilliger einheimischer Gesundheitshelfer informiert über Malariaprophylaxe. (©Medair/LuAnne Cadd)

1. Trotz großer Fortschritte ist Malaria noch immer ein Hauptproblem

Innerhalb von zehn Jahren konnte Malaria deutlich zurückgedrängt werden. Dennoch sind jedes Jahr noch immer unzählige Menschen davon betroffen. 2017 steckten sich 219 Millionen Menschen an, 435.000 fielen der Krankheit zum Opfer[1]. Ärmere Länder, die sich keine effizienten Präventions- und Behandlungsprogramme leisten können, sind besonders anfällig. Im Südsudan standen zwei Drittel der im vergangenen Jahr gemeldeten Krankheitsfälle in Verbindung mit Malaria.

2. Malaria hat schwerwiegende Folgen für Kinder

Malaria kann behandelt und sogar verhindert werden. Dennoch stirbt alle zwei Minuten ein Kind an der Krankheit. Kinder machen mehr als die Hälfte der weltweit durch Malaria verursachten Todesfälle aus. In einem Land wie dem Südsudan, in dem eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung, geschultes medizinisches Personal und lebenswichtige Medikamente knapp sind, haben Kinder oft keinen Zugang zu der Behandlung, die sie benötigen. Viele von ihnen leiden an Mangelernährung, was ihr Immunsystem zusätzlich schwächt.

Ein Kind wird in einem Medair-Spital auf Malaria untersucht. (©MAF/LuAnne Cadd)

3. Malaria bedroht die Gesundheit von Schwangeren und ihren ungeborenen Kindern

Wenn eine schwangere Frau sich mit Malaria infiziert, bedeutet das eine grosse Gefahr für sie selbst – und für das Baby in ihrem Bauch. Kinder, die Malaria pränatal ausgesetzt waren, haben meistens ein geringes Geburtsgewicht, während ihre Mütter vermehrt unter Blutarmut, Fehl- oder Todgeburten zu leiden haben. Malaria vorzubeugen, ist eigentlich keine grosse Sache: Es müssen lediglich drei Dosen eines Medikaments eingenommen werden, das effektiv und kostengünstig ist. Leider erhält jedoch nur ein kleiner Prozentsatz der Frauen im Südsudan diese Behandlung. Der Südsudan gilt gemäss Fund for Peace[2] als das drittverwundbarste Land überhaupt und die meisten schwangeren Frauen erhalten keine medizinische Behandlung, da das Land keinen flächendeckenden Zugang zu Gesundheitsdiensten bietet.

4. Malaria trifft arme Länder besonders hart

2017 kam Malaria in 87 Ländern vor. In afrikanischen Staaten ist die Krankheit jedoch unverhältnismässig weit verbreitet[3] – und hat besonders schwere Folgen. Ganze 90 Prozent der Malaria-Ansteckungen und Todesfälle durch Malaria ereignen sich gemäss Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf dem afrikanischen Kontinent[4]. Ärztinnen und Ärzte sind hier Mangelware: Im Südsudan kommt auf 65 000 Einwohner lediglich ein ausgebildeter Mediziner. In Industrienationen ist es mindestens ein Arzt auf 330 Einwohner.

5. Wir können Malaria gemeinsam ein Ende setzen!

Für die Prävention und Behandlung von Malaria stehen uns bewährte Methoden zur Verfügung. Erwiesenermassen wurden bereits grosse Fortschritte erzielt. In den letzten drei Jahren sind diese jedoch ins Stocken geraten und in den am stärksten betroffenen Ländern ist die Zahl der Fälle sogar wieder gestiegen.
Ein freiwilliger einheimischer Gesundheitshelfer informiert über Malariaprophylaxe. (©Medair/LuAnne Cadd)

Deshalb ist es wichtig, dass Malaria nicht von der globalen Gesundheitsagenda verschwindet. Über 100 Ländern ist es gelungen, Malaria auszurotten. In einigen von ihnen ist die Krankheit jedoch aktuell wieder auf dem Vormarsch. Dabei dürfen wir nicht untätig zusehen. Menschen in den ärmsten Regionen weltweit sind noch immer stark von der Krankheit und ihren Folgen betroffen – wir dürfen sie nicht vergessen.

Medair arbeitet in zahlreichen abgelegenen und verwüsteten Gebieten, die von Malaria betroffen sind. Im Südsudan behandeln wir jedes Jahr Tausende Malaria-Patienten und dämmen die Krankheit auf Gemeinschaftsebene ein: Von uns geschulte Einheimische gehen mit Botschaften über Gesundheit und Hygiene in ihren Dörfern von Tür zu Tür. Sie geben Familien wichtige Informationen zum Umgang mit stehendem Wasser und Moskitonetzen weiter und raten ihnen, sich zu bestimmten Tageszeiten nicht in Gebieten aufzuhalten, wo sich Mücken tummeln.

Von der Aussenwelt abgeschiedene Gemeinschaften haben oft keinen Zugang zu medizinischen Leistungen. Deshalb bilden wir dort freiwillige Gesundheitshelfer aus, die anschliessend Krankheiten wie Malaria, Lungenentzündung oder Durchfall selbstständig behandeln können. Schwangere Frauen, die unsere Kliniken aufsuchen sowie Kinder, die in unsere Ernährungs- oder Impfprogramme aufgenommen werden, erhalten ein Moskitonetz und bei Bedarf ein vorbeugendes Malaria-Medikament. Auch Haushaltssets, die unser Nothilfeteam an Bedürftige verteilt, enthalten ein Moskitonetz.

Dank unserer langjährigen Erfahrung im Südsudan wissen wir: Wenn Menschen ein Moskitonetz erhalten, benutzen sie es auch. Sie haben ein hohes Interesse daran, sich und ihre Familien gegen die todbringende Krankheit zu schützen. Wir sind davon überzeugt, dass die Eindämmung von Malaria ganz oben auf der internationalen Agenda stehen sollte. Gemeinsam kann es uns gelingen, nachhaltige Erfolge zu erzielen – und zahlreiche Menschenleben zu retten.