Heba und Qasem leben in einem Dorf in der Nähe von Mafraq in Jordanien. Unweit der syrischen Grenze teilen sie sich mit zwei anderen Familien ein Haus. Die Eheleute kamen als Flüchtlinge ins Land. Sie haben kaum Zugang zu grundlegenden Leistungen oder sauberem Trinkwasser.

Am Ende ihrer ersten Schwangerschaft brauchte Heba eine medizinische Notfallbehandlung. Sie wurde umgehend ins nächste Krankenhaus in Mafraq gebracht: Ihr Zustand war höchst bedenklich und auch das Leben ihres Kindes stand auf dem Spiel. Im Krankenhaus weigerte man sich jedoch, sie zu behandeln und schickte sie weg. Auf die Art der Entbindung, die sie benötigen würde, hätte sie keinen Anspruch, sagte man ihr. Die Kosten selber zu begleichen, war für das Paar jedoch unmöglich.

Seit November 2014 müssen syrische Flüchtlinge in Jordanien persönlich für Behandlungen in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen aufkommen. Zu Beginn der Flüchtlingskrise hatten sie noch kostenlosen Zugang zu medizinischen Leistungen. Mittlerweile kann der jordanische Staat die hohen Kosten jedoch nicht mehr tragen. Dies trifft in erster Linie Flüchtlinge wie Heba und Qasem, die fernab der offiziellen Lager leben. Es wird für sie immer schwieriger, ihre Gesundheitskosten zu begleichen. Das machte Qasem Angst. Er fürchtete um das Leben seines Kindes – und das seiner Frau. Dazu bereiteten ihm die hohen Behandlungskosten, die er niemals würde bezahlen können, grosse Sorgen.

Doch das Paar hatte keine Wahl. Qasem eilte mit Heba zu einem Krankenhaus in Irbid. Dort willigte man ein, seine Frau gegen Bezahlung entsprechend zu behandeln.

Den Moment, in dem er die ersten Schreie seiner kleinen Tochter hörte, wird Qasem nie vergessen. Er fühlte sich gesegnet und voller Freude. Das Mädchen sollte Sham heissen – das bedeutet Damascus.

"Um ein Haar hätte ich beide verloren. Als ich sah, dass sie wohlauf waren, tanzte ich vor Erleichterung. Ich hätte es niemals verkraftet, wenn eine von ihnen gestorben wäre." Qasem

„Kurz nach der Geburt lief ich zu Nachbarn und Familienmitgliedern, um mir Geld für die Krankenhauskosten zu leihen”, fügt Qasem hinzu. Leider kriegte er nicht die ganze Summe zusammen. Er hinterliess seine Identitätspapiere im Krankenhaus als Garantie, dass er seine Schulden begleichen würde. Daraufhin liess man ihn nach Hause gehen.

Medair hatte gerade ein neues Geld-für-Arbeit-Projekt ins Leben gerufen. Damit sollte bedürftigen syrischen Flüchtlingen in Jordanien geholfen werden, die Kosten für dringend benötigte Behandlungen (prä- und postnatale Betreuung, Entbindungskosten) zu begleichen. Not leidende Familien erhalten zudem bedingungslose Geldleistungen.

„Mit dem Geld von Medair kann ich jetzt den Rest der Krankenhauskosten zahlen und bekomme meine Identitätskarte wieder”, freut sich Qasem. Er ist der Erste, der Geldleistungen von Medair erhalten hat. „Zudem kann ich gutes Essen und Winterkleidung für Heba kaufen und für Sham einen Heizofen besorgen. Vielen Dank, Medair – ich weiss nicht, was ich ohne euch getan hätte!”


Das Geld-für Arbeit-Projekt von Medair in Jordanien wird ermöglicht durch die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), die Stiftung Glückskette, Woord en Daad (NL) sowie private Spendende aus der ganzen Welt.